insights! #104: KI im Großhandel? Nur wenn sie wirklich was bringt.

Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – zumindest nicht bei Zander. Denn während viele noch Pilotprojekte planen und in Workshops kleben, setzt die Zander Digital Service Group bereits fünf konkrete KI-Projekte produktiv ein. Und zwar nicht, weil’s schick aussieht, sondern weil’s wirkt. Die stellen wir dir jetzt hier vor:

Projekt 1: Schluss mit Photoshop – Set-Bilder per Klick

Stell dir vor, du müsstest für jedes neue Produktset im Onlineshop Bilder händisch zusammensuchen, abspeichern, beschriften und bearbeiten. Klingt nach 2008? Ist aber in vielen Unternehmen Realität. Bei Zander bedeutete das: 10.000 Sets pro Jahr, jedes mit rund 30 Minuten Aufwand. Macht schlanke 5 Vollzeitstellen – nur fürs Bilderbauen. Die Lösung? Eine KI, die aus einer simplen Excel-Datei automatisch alle Set-Bilder generiert – in 20 Sekunden. Nicht hübsch, nicht preisgekrönt. Aber unfassbar effizient.

Projekt 2: Wenn Kunden still werden, bevor es kracht

Zahlungsausfälle im Handwerk? Keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, erste Warnsignale rechtzeitig zu erkennen. Zander hat der KI zehn Jahre Kundendaten gegeben – mit einem klaren Auftrag: Finde Muster, die Insolvenzen oder plötzliche Bestellstopps ankündigen.   Das Ergebnis: Jede Woche spuckt das System 10 bis 50 Kundennamen aus, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Und ja – darunter war auch ein Fall, bei dem der Umsatz noch stieg, bevor die Insolvenz kam. Warum? Weil der Betrieb bei den anderen Großhändlern kein Kreditlimit mehr hatte und nur noch dort einkaufte, wo er noch durfte. Die Botschaft: KI ersetzt keinen Menschen. Aber sie ist dein sensibler Beifahrer, der frühzeitig sagt: „Schau da mal hin.“

Projekt 3: „Sandra“ ruft an – und keiner merkt, dass sie KI ist

Zander war auf Messen. Danach kam, was immer kommt: Unterlagen verschicken, nachfassen, Termine vereinbaren. Zeitfresser deluxe. Also haben sie „Sandra“ eingestellt – eine Sprach-KI mit E-Mail-Adresse, Visitenkarte und Humor. Sandra ruft potenzielle Kunden an, klärt offene Fragen, kennt das Produktportfolio und schlägt Termine vor – abgestimmt auf den Kalender der Vertriebskollegen. Mit einem charmanten Einstieg wie „Ich bin wohl die Jüngere – per Du oder per Sie?“ gewinnt sie Sympathie. Und oft vergessen die Angerufenen, dass sie gerade mit einer KI gesprochen haben. Der Clou: Sandra funktioniert nicht als Spielerei, sondern als echter Assistent – und spart Zeit, wo sie am meisten verloren geht.

Fazit: KI muss nicht glänzen. Sie muss wirken.

Was alle fünf Projekte gemeinsam haben: Sie wurden nicht von oben entschieden, sondern aus dem Arbeitsalltag heraus initiiert. Jede Lösung basiert auf dem, was Mitarbeitende wirklich nervt, kostet oder bremst. Und genau deshalb funktionieren sie.   Wenn du also denkst, KI sei nichts für den Mittelstand – dann schau dir an, wie es bei Zander läuft. Fünf echte Projekte. Fünf klare Anwendungsfälle. Und null Show.   👉 Drei davon findest du hier im Blog – die restlichen zwei? Gibt’s im Podcast. Reinhören lohnt sich.

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Hier ist der Inhalt:

Joubin Rahimi

Grandios, dass ihr wieder dabei seid. Es ist eine neue Folge von insights! Mein Name ist Joubin Rahimi und heute dabei ist York, York Lemb. Hallo York.

 

York Lemb

Hallo Joubin.

 

Joubin Rahimi

Ich freue mich mega, dass du dabei bist und wir eine Session haben und auch vor allem, sonst redest du ja mit Klaus Maria Kretschmer in deiner alten Rolle.

 

York Lemb

In meiner alten Tapetenrolle durfte ich mit Guido Maria Kretschmer sprechen. Genau.

 

Joubin Rahimi

Aber jetzt, warum ihr auf jeden Fall dabei sein solltet: York wird die fünf KI-Projekte, oder gucken wir mal gucken, wie viel Zeit wir da haben, aber die Insights wirklich eröffnet, was ihr macht, was funktioniert, was nicht funktioniert, was die allermeisten ja nicht erzählen. Deswegen ist das super.

 

York Lemb

Der Druck steigt.

 

Joubin Rahimi

Der ist schon ganz oben.

 

York Lemb

Ja, okay.

 

Joubin Rahimi

Und das ist was ganz, ganz besonderes. Machen nicht viele. Ich weiß, dass die meisten so oder so an den gleichen Themen arbeiten. Hinter vorgehaltenen Hand auf unseren Veranstaltungen wird sich auch ausgetauscht. Deswegen ist das schon mega cool, dass ihr das so macht. Aber erzähl mal, zwei, drei Sätze zu dir, deiner Rolle und wo du überhaupt gerade aktuell wirkst.

 

York Lemb

Okay, mein Name ist York Lemb. Ich bin bei der Zander Digital Service Group. Das ist der digitale Rahmen der Zander-Welt. Zander macht Gas, Wasser, Heizung, Klima.

 

Joubin Rahimi

Ich sage nichts anderes.

 

Joubin Rahimi

Ja, ja. Ich sage nichts anderes.

 

York Lemb

Und Elektro, wir sind Großhändler, machen 1,1 Milliarden Euro Umsatz, zweieinhalbtausend Mitarbeiter an 120 Standorten in Deutschland.

 

York Lemb

Sind aber nur in Deutschland tätig.

 

Joubin Rahimi

Also eine große Nummer.

 

Joubin Rahimi

Ihr seid einer der Größeren. Ja.

 

York Lemb

Also was diesen Bereichen betrifft auf jeden Fall. Und es ist auch ein bisschen ungewöhnlich, dass wir den Sanitärbereich haben und den Elektrobereich. Ganz viele gibt es nur in dem Elektro Bereich und ganz viele gibt es nur in dem Sanitär Bereich. Und bei uns heißen unsere Handwerker auch, das sind Zebras, die sozusagen beides machen. Das gibt es schon mal.

 

Joubin Rahimi

Wir haben schon ganz lange ähnliche Großhändler, wie euch als Kunden. Wir haben auch einige, die sind pleite gegangen. Und die haben gesagt, das ist so ein bisschen die Bandscheibe der Wirbelsäule in so einer Kette? Weil der Kunde von euch, der will möglichst günstig haben, der Hersteller will möglichst viel haben. Was ist der wirkliche Mehrwert? Aber ihr durchlebt, glaube ich, jetzt gerade eine Renaissance, auch mit AI verändert sich ganz viel.

 

York Lemb

Also es gibt ja dieses schöne Zitat: AI ist gekommen, zu bleiben, und das wird auch so sein. Und ich glaube, jeder in der Branche, im Großhandel, der sich nicht um KI kümmert, der wird massive Probleme haben in der Zukunft. Aber das ist auch das, was wir feststellen –, dass in diesem ganzen KI-Dschungel es unheimlich schwer ist, eigentlich zu identifizieren, was hilft mir eigentlich, weil das hüpfende Känguru oder die singende Schildkröte auf dem Mars ist zwar nice anzusehen, hilft mir aber im Großhandel nicht einen Meter weiter. Ich verkaufe keine Steckdose, keinen Klodeckel und auch keine Wärmepumpe mehr, weil ich ein singendes Maskottchen habe.

 

Joubin Rahimi

Zack, aber womit macht ihr mehr?

 

Joubin Rahimi

Also du hast fünf Projekte genannt. Vielleicht kannst du noch mal so high-level sagen, welche ihr da gerade angeht.

 

York Lemb

Ich würde einen ganz kleinen Step vorgehen: Wie kommen wir auf diese Projekte?

 

York Lemb

Wir haben einen Kreis mit unseren Mitarbeitern ins Leben gerufen. Das sind 30 Mitarbeiter drin, vom Lagerarbeiter über den Einkauf, über das Marketing, über die Geschäftsführung. Also aus allen Hierarchiestufen, aus allen Bereichen. Und wir sitzen alle 14 Tage zusammen und sprechen darüber: Was kostet viel Zeit? Was ist eine Sisyphusarbeit? Was nervt bei der Arbeit? Um da zu identifizieren, macht es Sinn, da ein KI-Projekt rauszumachen.

 

Joubin Rahimi

Da kann man unterbrechen: Alle 14 Tage.

 

Joubin Rahimi

Ich mache es einmal und dann habe ich es dann. Nein, nein.

 

York Lemb

Also alle 14 Tage aus zwei Gründen: Das KI-Thema ändert sich so schnell, – das ist die eine Sache.

 

York Lemb

Und die zweite Sache ist natürlich auch ganz klar, dass die Leute Feedback wollen. Es bringt nichts, dass du als Mitarbeiter aus dem Lager in so einen KI-Kreis bist, Input reingibst und nie erfährst, was daraus entsteht. Also das ist einfach ein respektvoller Umgang miteinander und sonst gehen die Projekte auch nicht weiter. Und wir brauchen aus jedem Projekt natürlich auch immer Leute, die sagen: Ja, wir werden das jetzt mal anwenden, weil alle denken immer: Ich nehme 6 Millionen Datensätze, schmeiße sie die KI rein und danach wird alles besser. Ist das super? Nein, die KI muss lernen. Also ich sage immer, die ist wie ein 6-jähriges Kind am Anfang und unfassbar fleißig und neugierig, aber muss sich daneben setzen und muss mit der KI Mathe machen und dann lernt sie es irgendwann. Und nach einem halben Jahr, Jahr löst sie dann Aufgaben alleine. Aber zu glauben, dass nur, weil ich irgendwas in die KI reinmache, irgendwas Tolles dabei rauskommt - der hat noch kein KI-Projekt gemacht, glaube ich. Das geht einfach nicht.

 

Joubin Rahimi

Das will ich vollkommen unterstreichen.

 

Joubin Rahimi

Und eines der Sachen, was dann rausgekommen ist, ist, dass wir Mitarbeiter haben.

 

York Lemb

Wir verkaufen im Großhandel ganz oft Sets. Da sind fünf Stecker dabei, drei Steckdosen, Kabel und Unterputzdosen. So, einmal fünf, einmal sechs, einmal drei, einmal acht Meter. So, und da sind unsere Mitarbeiter immer in den Shop gegangen, laden sich da die Bilddaten runter, haben die Artikelnummer rausgesucht, haben die Artikelnummer eingegeben, haben das Bild runtergeladen, in den Ordner gelegt, sind in den Photoshop gegangen, haben die Bilder wieder hochgeladen, haben die irgendwie hin und her sortiert, dass man sie erkennen kann, haben druntergeschrieben drei mal, fünf mal, sieben mal, sechs mal, haben das gespeichert und haben dann gesagt: So, jetzt haben wir ein neues Set. Wenn du das dann in Photoshop machst, dann speicherst du erst mal zwei Gigabyte, denkst du: Oh, nicht so gut für das im Shop hochzuladen, dann rechnest du es wieder runter und – lange Rede, kurzer Sinn – halbe, Dreiveltelstunde ist da einfach weg. So.

 

York Lemb

Wenn wir davon aber 10.000 Sets im Jahr haben, die wir haben. Dann sind das einfach 10. 000 Stunden, über die wir hier reden. Da haben wir halt eine KI gemacht.

 

Joubin Rahimi

Das sind fünf Personen im Jahr. Ja.

 

York Lemb

Und unsere KI, das sage ich eigentlich immer am Anfang: Alle unsere KI-Projekte sind nicht sexy.

 

York Lemb

Das sieht nie gut aus. Also das ist nie gut aus.

 

Joubin Rahimi

Das tut mein Herz aber jetzt weh.

 

York Lemb

Ja, deswegen: Aber es sieht nie gut aus.

 

York Lemb

Wir haben halt eine KI, da kannst du eine Excel-Liste hochladen und 20 Sekunden später kommen deine 30 Bilder daraus. Sie macht halt das, was sie soll, aber hübsch ist es nicht, was sie da tun. Aber wir sparen halt unfassbar viel Zeit durch diese duseligen Sets. Das ist zum Beispiel ein KI-Projekt, was wir haben, was halt von den Mitarbeitern gekommen ist, die gesagt haben: Das nervt halt. Wir legen los und müssen das Ganze machen. Dann ändert sich ein Produkt da drin und machst du den ganzen Rums gerade wieder. Zack, next.

 

Joubin Rahimi

Ja, und die Firma kann das ja dauernd machen.

 

York Lemb

So, das stimmt. Also das erleichtert die Arbeit für unsere Onlineshop-Leute.

 

Joubin Rahimi

Cool. Number one, number two.

 

York Lemb

Number two ist das ganze Thema Absprungsraten bei Kunden.

 

York Lemb

Wir haben halt, wenn du im Großhandel arbeitest, hast du halt hier und da auch mal Zahlungsausfälle, sage ich mal so. Und da haben wir uns gesagt: Da brauchen wir was. Das kam direkt aus zwei Ecken, einmal vom Vertrieb und einmal aus der Buchhaltung, logischerweise. Und dann haben wir uns die  vergangenen zehn Jahre unsere Handwerksbewegung angeguckt. Das liegt ein bisschen daran, dass da wir eine Reform in der Warenwirtschaft hatten und wir da erst drauf zugreifen konnten. Da haben wir uns die letzten zehn Jahre angeguckt und haben der KI gesagt: Bitte suche nach Mustern, immer bei den Handwerkern, die wir vorher geflaggt haben, die entweder insolvent gegangen sind, die keine Nachfolgeregelungen hatten und auf einmal einfach aufgehört haben zu bestellen und zu arbeiten. Und bei Handwerkern ist es so, das Risikomanagement bei Handwerkern ist: Ich kaufe immer bei drei, vier Großhändlern ein, dass wenn der eine nicht macht, was du willst, kaufst du bei dem anderen. Und wenn du bei dem einen nicht mehr bezahlen kannst, dann hast du noch drei andere. Also das Risikomanagement vereinfacht, ausgedrückt: Liebe Handwerker, bitte nicht alle, aber so ist das halt oft. Und dann wechselt er einfach den Großhändler und dann verlieren wir auf einmal Umsatz.

 

York Lemb

Uns ist völlig klar, dass wir bei den meisten Handwerkern nicht 100% liefern, sondern immer zwischen 50, 60, 70%, 30, je nachdem, ob wir Nummer zwei oder Nummer eins sind.

 

York Lemb

Das war die Hypothese, die wir der KI mitgegeben haben.

 

York Lemb

Und wenn man KI-Projekte macht, weiß man, man startet mit einer Hypothese, dann mit einem riesen Dudeldum an Daten und versucht dann, daraus Ergebnisse und Kenntnisse zu erzielen. Das, was dann unmittelbar danach rauskam, ist, dass es Muster gibt und dass wir diese Muster jetzt live tracken, auch im Moment. Und da kommen jede Woche so unterschiedlich zwischen 10 und 50 Namen raus über alle Mandanten, wo die KI sagt: Ich will nicht sagen, der ist kritisch, aber schau mal nach.

 

York Lemb

 ruf den mal an, fahr mal vorbei.

 

York Lemb

Und eine ganz schöne Geschichte, ich würde jetzt den Namen nicht nennen wollen, aber bei einer unserer Testkunden haben wir einen hingeliefert, einen Namen, und da kam sofort „Eure KI ist scheiße. Ich sage das mal so auf Kölsch. Die ist scheiße." Das ist ein super Kunde seit Jahren und seit zwei Monaten wächst sein Umsatz bei uns. Der wächst 10, 20%. Das ist ja Mumpet.

 

York Lemb

Weitere sechs Wochen später kriegen wir von demselben einen Anruf, der hat Insolvenz angemeldet.

 

Joubin Rahimi

Warum ist der Umsatz gewachsen?

 

Joubin Rahimi

Weil er bei den anderen nicht mehr bestellt hat, oder?

 

York Lemb

Weil er bei den anderen kein Kreditlimit mehr hatte. Und warum ist das ein schönes Beispiel? Einfach, weil du merkst, dass du deine Vertriebsmitarbeiter da auch mitnehmen musst. Und für viele ist KI befremdlich: Er macht meinen Job, der will mich ersetzen. Das ist ganz viel negativ.

 

Joubin Rahimi

Ja, weil ist ja ein Assistent. Man muss ja auch als Hilfe einen Assistent- Genau.

 

York Lemb

Und wir sagen immer: Nein, das hilft dir nur. Es sagt dir: Schau hin. Lieber einmal, das ist wie mein Ono in meinem Auto, der piepst auch manchmal, wenn noch keine Blitze mehr da ist, aber ich brems lieber einmal mehr  - Wenn da eine Gefahr ist.

 

Joubin Rahimi

Ja, Gefahr.

 

York Lemb

Keine Blitze. Aber ich brems lieber einmal mehr, als wieder mal ein Ticket für 150 Euro zu kriegen.

 

York Lemb

Genauso ist das mit der KI.

 

York Lemb

Lieber einmal mehr hingucken und der Handwerker beschwert sich ja nicht, wenn du mal vorbeifährst und mit dem Bierchen trinken gehst. Da sagt er nicht: Was willst du eigentlich?

 

Joubin Rahimi

Nein, gerade der nicht.

 

Joubin Rahimi

Er sagt: Ein Bierchen umsonst, klar. Ich habe ja keine Kreditlinie mehr.

 

York Lemb

Und dieselbe KI, Er macht gleichzeitig zwei andere Sachen, weil wir in dieser Mustererkennung erfahren haben, warum manche Handwerker ihre Einkaufspräferenz zum Beispiel gewechselt haben.

 

York Lemb

Und deswegen ist nicht nur „Ich mache zu und kaufe nicht mehr bei euch in der Beobachtungsliste", sondern auch noch Preisfindung und Cross-Selling. Und da gibt es ein schönes Beispiel aus einer Umfrage, die ich mal für meinen früheren Arbeitgeber für Holzland gemacht habe. Ich stand beim Dirk Waterkamp, da kann ich ja den Namen sagen, ist auch schon 20 Jahre her. Der Dirk Waterkamp kam auf dem Parkplatz. Wir haben die Kunden befragt, die rauskommen, weil wir wissen wollten, wie das Einkaufsverhalten da ist. Auch ein Großhandel, der aber eine Einzelhandelsausstellung aufmacht. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich stehe auf dem Parkplatz, vor mir am Regal, am Außenregal, ein 6 Meter großes Banner. Bankirai, Terrassenholz, ab 6,95 Euro laufende Regeln. Hammer Preis.

 

Joubin Rahimi

6 Meter.

 

York Lemb

Hier stehe ich mit dem Kunden und sage: Mensch, was haben Sie denn heute eingekauft? Ja, Parkett, das kaufen wir schon seit 20 Jahren. Und dann ist eine Frage in dem Fragenkatalog gewesen: Wie kompetent ist denn Bankirai im Gartenholz? wir haben gar kein Gartenholz. Hier steht man vor diesem Plakat und ich so: Ja, ach, die haben auch Gartenholz? Ja und der kauft seit 20 Jahren nein. Also würdest du da nicht stehen, sagst du, es ist ja, denkst du so eine Geschichte aus. Aber Kunden, die in ihrer Welt sind, die gucken dann gar nicht und sind manchmal, selbst so solche Botschaften, gar nicht empfänglich. Und da haben wir genau das Thema Cross-Selling, dass wir ganz aktiv sagen: Pass auf, du kaufst das bei uns nicht ein, aber ganz viele deiner digitalen Zwillinge kaufen das. Warum machst du das nicht? Und dann fragen wir und dann kommen … Also in einem Viertel der Fälle kommt dann raus, ja, wusste ich gar nicht.

 

Joubin Rahimi

Bist du eigentlich jetzt noch beim zweiten oder beim dritten?

 

York Lemb

Nein, das ist das Zweite.

 

York Lemb

Das ist das zweite, 2C quasi.

 

York Lemb

Ja, genau. Das ist alles, weil wir aus diesen Mustern halt erkannt haben, dass nicht nur die Absprungsrate da ist, sondern warum ist Absprung da?

 

York Lemb

Weil ich nicht wusste, dass ihr diese Artikel habt und dass ihr da preiswürdig seid. Und das ist so wie Numero zwei, sage ich. Numero drei machen wir mit unserem Verband zusammen. Wir sind ja ganz in den Verbänden, national und international. Und das machen wir mit der Mitegro zusammen. Und da geht es das ganze Thema E-TIM-Klassifizierungen. Und jeder, der einen Onlineshop hat und Artikel Stammdatenpflege macht, weiß, wie ätzend das ist, das immer zu ergänzen, weil unsere sehr geliebten Hersteller, mit denen wir viel zusammen machen, da ist die Datenqualität, nennen wir es heterogen. Die ist mal gut, mal schlecht.

 

Joubin Rahimi

Wir haben einen riesen Sprung gemacht, von fünf Jahren zu jetzt, was man machen kann, das gut zu automatisieren.

 

York Lemb

Genau.

 

York Lemb

Und das ist das, was wir dann im Verband auch gelöst haben, weil ganz viele der Großhandelskollegen an der selben Baustelle dran sind. Und dann macht es einfach Sinn, sich auf einen Dienstleister zu konzentrieren, den einmal zu briefen, mit dem die ganze Leidenschaft-Geschichte durchzumachen. Das ist überhaupt nicht sinnvoll, dass alle Großhänder das dann selber machen. Nein, ich erzähle das nicht, weil dran sind wir alle. Und die, die nicht dran sind, die machen wir auch nicht mit, weil wir sie dann nicht verkaufen. Und das ist eigentlich eine ganz spannende Geschichte und da ist es tatsächlich schon so, dass die KI über 60, 70% ausführen kann. Das ist eine enorme Erleichterung für die Artikelstammdatenpflege.

 

Joubin Rahimi

Wahnsinn.

 

York Lemb

Auch nicht. Sieht alles nicht fancy aus, aber spart dir halt Zeit in der Arbeit. Ein viertes Projekt ist das Thema Gap-Dateien. Ausschreibungsdateien müssen ganz oft anonymisiert, abgegeben werden. Und dann beginnt immer die Zeit. Es gibt eine total schöne Doktorarbeit, die ich immer wieder zitiere: Der Erste, der das angeboten macht, macht halt richtig viel mehr Umsatz, also doppelt so viel Umsatz als der zweite, oft. Und der zweite - es hat eine höhere Preiselastizität, also sei er der Erste in der Angebotsphase.

 

York Lemb

Und deswegen- Warum?

 

Joubin Rahimi

Also spannend.

 

Joubin Rahimi

Warum nicht der Letzte?

 

York Lemb

Also in der Doktorarbeit - da kann man mich gerne kontaktieren, dann schicke ich dir auch gerne mal zu, ist frei verfügbar. Das Ding ist, der Erste, der das Angebot abgibt und dann einen sauberen Vertrieb hat und immer wieder kommuniziert mit dem Kunden, baut mit dem ersten Angebot Trust auf. Jedes zweite, dritte, vierte Angebot battelt immer dagegen. Ist das zweite, dritte, also halb so teuer, dann sagt jeder: Das kann gar nicht sein, da ist ein Fehler drin. Ist es teurer, auch. Da habe ich eine gute Entscheidung. Also bin ich der Erste, der abgegeben hat und bleibe im vertrieblichen Kontakt, habe ich alle Chancen. Und dadurch, dass ich der Erste war, sagt man auch: Ich habe noch ein anderes Angebot eingeholt. Da kann man sagen: Schick's mir, dann gucken wir uns das an, dann schauen wir erst mal, ist es vergleichbar? Also nur abzugeben, reicht nicht. Du musst schon im Prinzip, du musst schon in der Nähe sein.

 

York Lemb

Super Learning, neben KI auch noch mal Vertrieb. Also generell bei allen Vertriebsprojekten.

 

York Lemb

Da machen ganz viele Branchenfremden uns im Moment das Leben schwer.

 

York Lemb

Also Enpal und 1Komma5 Grad sind gerade nicht unsere Freunde, weil die aber extrem vertrieblich stark sind. Und unsere KI macht zwei Dinge: Sie nimmt den Ausschreibungstext und guckt als allererstes: Gab es schon Projekte in der Vergangenheit, die so ähnlich waren? Und schiebt dann sofort ein Angebot raus und sagt: Das ist ganz ähnlich, das sieht ganz ähnlich aus. Guck mal, wie lieber Innendienst: Passt das schon? Und damit musst du nur noch sagen: Ja, passt nicht, nein. Du musst nur noch Fine Tuning machen und nicht wieder neu machen.

 

Joubin Rahimi

Und du musst nicht wieder Alles von vorne machen.

 

York Lemb

Das zweite, was oft passiert, ist, dass man Texte wiederfinden kann. Also dass zwar die Artikelnummern und die Hersteller gelöscht werden, aber andere Merkmale wie Artikeltexte schon sehr deutlich sind. Und wenn du da eine gewisse KI hast. Genau, dann findest du die auch und dann macht unsere KI zwei Dinge. Sie guckt: Haben wir dieses Produkt? Wenn ja, ab ins Angebot. Wenn nein, was für ein Äquivalenzprodukt gibt es? Und dann ist halt wieder dasselbe: Es hilft nix, alle Artikeldaten in die KI zu machen und zu sagen: Mach. Also wir saßen monatelang neben der KI und haben gesagt: Nein, nein, nein, nein, noch mal. Also das dieses 6-jährige Kind musst du halt schulen, du musst halt Mathe mit ihr machen, die ganze Zeit. Und sonst kriegst du auch kein Ergebnis. Sonst sagst du, innerhalb kürzester Zeit, ja, da kommt nur Quatsch bei raus, brauche ich nicht.

 

York Lemb

Also man muss Zeit investieren.

 

York Lemb

Unser neuestes Kind ist Sandra, ist tatsächlich mittlerweile eine feste Mitarbeiterin, hat eine Visitenkarte bei uns, hat eine E-Mail, hat eine Personal-Nummer, hat alles. Und die ist unsere Telefon-KI. Und diese Telefon-KI macht zwei Dinge: Wir haben sie in der Testphase für uns selber, weil wir sind viel auf Messen. Also mein Geschäftsführer und ich sind auf 10, 12 Messen im Jahr. Wir haben immer wieder die selben Baustellen danach. Danach schicken wir eine Mail raus und müssen dann nachtelefonieren: Hast du alles bekommen? Hast du Fragen? Wo sollst du den Follow-up geben? Wie sieht’s aus? Und wir verbrennen eigentlich so viel Zeit mit dieser Telefonieerei, dass wir gesagt haben, da brauchen wir Unterstützung suchen. Jetzt sind wir auf den Messen, führen die Gespräche und sagen: So, guck mal, lieber Herr Fiesmann, lieber Herr Weiland, lieber Herr Obo, hier, das ist Sandra. Bitte speichere die in deinen Kontakten ein, weil Sandra wird dich in den nächsten zwei Wochen anrufen und fragen, ob du alles bekommen hast. Dann speichern sie das immer ab, weil wenn eine fremde Nummer anruft, geht ein guter Vertriebler nie dran. Deswegen haben wir das immer gesagt und alle Anrufe, die sie über die letzten fünf Messen, wo wir sie im Einsatz hatten, gemacht haben, da passiert immer folgendes: Dass zum Schluss vergessen die meisten Angerufenen, dass sie die ganze Zeit mit einer KI gesprochen haben. KI's oder Telefon-und Sprach-KI’s gibt es wie Sand am Meer. Aber ich glaube, das Besondere ist Liebe zum Detail und das etwas Besondere, was wir gemacht haben. Es ist ein Opener. Also jeder, der die ausprobieren will, kann uns auch kontaktieren. Da schicke ich Sandra einfach mal zu. Da ist es so, dass sie ganz am Anfang sagt: Hallo Herr Lemb, weil sie ja meine Telefonnummer kennt. Wir haben das ja eingetragen. Schön, dass ich Sie  erreiche. Sie waren ja letztens auf der Messe, wir haben Ihnen die Unterlagen geschickt. Aber bevor wir loslegen, eine Frage: Ich weiß, dass ich die Jüngere bin. Sollen wir per Du oder per Sie weitermachen? Für den Prozess völlig irrelevant, aber am anderen Ende ist immer ein Lacher, immer Sympathie und meistens: Ja, dann lass uns Du machen.

 

Joubin Rahimi

Merkt dann der Anrufre, dass es eine KI ist?

 

Joubin Rahimi

 Ihr sagt das vorher auch.

 

York Lemb

Wir haben ja den KI-Anruf announced genannt, auf der Messe schon. Wir haben gesagt: Pass auf, der der dich anruft, wird Sandra sein. Und zweitens, wenn sie sich meldet, sagt sie: Ich bin Sandra, die persönliche KI-Assistentin von Andreas Berth. Und dann macht sie den Witz natürlich auch so.

 

Joubin Rahimi

Dann macht sie den Witz.

 

York Lemb

Und alle fragen dann: Ja, wie alt bist du denn? Das war eigentlich die längste Diskussion, die wir hatten: Geben wir ihr ein Alter, irgendwie entsprechend, oder sagen wir die Wahrheit? Wir haben uns für die Wahrheit entschieden und haben gesagt, sechs Wochen. Und dann geht das Gespräch halt weiter. Und das Schöne ist, sie hat nicht nur die Informationen, die in der Powerpoint waren, die wir rausgeschickt haben, sondern sie hat unser gesamtes Wiki zu diesen einzelnen Themen, die wir rausgeschickt haben. Dann kann der Kunde anfangen: Hey, wie ist das denn damit? Wie Zander live? Wie viel Zuschauer habt ihr denn da? Und dann kann sie alle Fragen beantworten. Call to Action ist am Ende des Tages immer dasselbe.

 

York Lemb

Ist immer: „Möchtest du einen weiterführenden Termin mit Andreas oder mit York haben? Und dann kannst du auch direkt einen Termin vereinbaren, du kannst den Termin verschieben, du kannst noch jemanden mit dazunehmen und dann wird der Termin direkt vereinbart. Sie guckt dann unseren Kalender nach: Haben wir Zeit? Ja, nein. Und dann beginnt sozusagen die normale Assistenzfunktion. Und das ist so eingeschlagen, dass wir jetzt so ein bisschen an den Punkt sind, dass wir über eine Erreichbarkeitsassistentin nachdenken für unseren Innendienst, dass Handwerker, die zu Stoßzeiten oder abends anrufen und noch was wissen wollen: Ja, deine Bestellung ist unterwegs, die kommt dann und dann an. Also Informationen, wo du keinen persönlichen Kontakt hast. Sie wird nie den Preis verhandeln, weil da wollen unsere Handwerker mit dem Innendienst reden und das letzte Quenchen ausdrücken. Das wird die KI nie machen. Aber ist das auf Lager? Wann machst du morgen auf? Kann ich es morgen abholen? Kannst du es mir bereitstellen? Übermorgen ist die Baustelle Schmitz Ist die Ware auf dem Weg? Muss ich da hinfahren? Muss ich sie verschieben? Solche Informationen.

 

Joubin Rahimi

Und jetzt für euch fünf echt coole Projekte, die alle einen Super Mehrwert haben, den ihr euch jedes Mal mitgebracht habt. Bis zum Letzten. Rundum Verfügbarkeit. Da könnt ihr natürlich sagen, steht auch auf der Webseite, aber ich glaube, ganz viele Handwerker sagen: Mir ist der Kanal scheißegal. Ich rufe den Horst an. Wenn der Horst nicht kann, rufe ich die Sandra an. Oder?

 

York Lemb

Ja, bei uns wird es so sein, dass wenn du Horst erreichen willst, der beim Gespräch ist oder in einem Termin ist oder gerade nicht kann, dann geht bis jetzt ein Anrufbeantworter an. Dann muss Horst danach alles abtelefonieren. Aber es ist überhaupt nicht gewährleistet: Ist der Handwerker da available oder steht der gerade auf der Leiter und montiert eine PV-Anlage auf dem Dach? Dann geht der nicht ans Telefon. Na ja, der hat immer noch nicht die Information. Dann sprechen beide stundenlang aufs Band und dann sagt der Horst: Ja, aber das und das wolltest du ja auch noch wissen. Und dann sind alle wieder so schlau wie vorher. Deswegen ist es eigentlich besser, also wir glauben daran, dass Horst lieber mit Sandra redet und seine Informationen bekommt, als mit Horst irgendwann vielleicht per Sprachnachricht.

 

Joubin Rahimi

Das ist auf jeden Fall noch mal eine neue insights!-Folge in ein paar Monaten wert.

 

York Lemb

Ja, gerne.

 

Joubin Rahimi

Da habt ihr es gemessen. Total herzlichen Dank, York, für all die Insights. Wenn ihr Fragen habt, ihr habt den York kennengelernt. Ich vermute aber, er antwortet euch wie bei LinkedIn. Gerne direkt in Kontakt, hier in den Notes auch gerne mit rein, dann können wir alle mitlesen und mit lernen. Danke, dass ihr dabei wart. Danke, York.

 

York Lemb

Bitte gerne.

 

Joubin Rahimi

Für die gesamte Vorstellung. Super.

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Dann kontaktiere uns gerne direkt.

Joubin Rahimi
Managing Partner synaigy GmbH

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