insights! #109: Tempo ist Strategie: Was das Silicon Valley begriffen hat – und wir nicht

Was können deutsche Unternehmen wirklich vom Silicon Valley lernen – und was sollten sie lieber nicht übernehmen? In dieser Folge spricht Oliver Busch, Ex-COO von Meta DACH und heutiger Geschäftsführer der Social-Media-Agentur Mawave, über Geschwindigkeit, High-Performance-Kultur und die Kunst, ambitioniert zu bleiben, ohne auszubrennen. Ein Gespräch über Mindset, Mut und modernes Marketing – klar, inspirierend und ohne Silicon-Valley-Klischees.

3 Key Learnings:

  • Entscheidungsgeschwindigkeit ist Wettbewerbsvorteil: Deutsche Unternehmen verlieren im globalen Vergleich oft nicht wegen schlechter Ideen, sondern weil sie zu langsam entscheiden.
  • High Performance braucht Balance: Leistung funktioniert nur nachhaltig, wenn Unternehmenserfolg, Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterwohl gleichzeitig mitgedacht werden – das „Happiness Triangle“ macht’s möglich.
  • Social Media ist Pflicht: Sichtbarkeit ist heute Business-relevant – auch im B2B. Wer sich nicht zeigt, verliert Zugang zu Talenten, Kunden und Relevanz im Markt.

„Wir haben in Deutschland unfassbar viel Innovationskraft und Stabilität – besonders im Mittelstand. Aber genau darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Wenn wir im globalen Wettbewerb mithalten wollen, müssen wir schneller entscheiden, mutiger denken und ambitionierter handeln. Geschwindigkeit darf kein Fremdwort mehr sein.“ 

Oliver Busch Chief People & Growth Officer || Partner mawave

In der öffentlichen Debatte ist es derzeit nicht besonders angesagt, die USA als Vorbild zu betrachten. Politische Spannungen, wirtschaftliche Differenzen und kulturelle Unterschiede führen häufig dazu, dass wir uns reflexhaft abgrenzen. Doch genau hier liegt die große Chance: Statt uns abzuschotten, sollten wir beginnen, differenziert hinzusehen. Denn auch wenn nicht alles aus dem Silicon Valley nachahmenswert ist – eines gelingt den Unternehmen dort besser als fast überall sonst: Geschwindigkeit, Wachstumsdenken und eine kompromisslose Innovationskultur.

Entschleunigt in die Zukunft? Bitte nicht.

Oliver Busch, ehemaliger COO bei Meta DACH und heute Beirat sowie Geschäftsführer bei der Social-Media-Agentur Mawave, beschreibt die Diskrepanz zwischen europäischem und amerikanischem Tempo in Organisationen mit einem eindrucksvollen Bild: Während sich Unternehmen im Silicon Valley mit 100 Stundenkilometern bewegen, fährt ein Großteil deutscher Unternehmen – selbst die selbsternannt agilen – bestenfalls mit Tempo 50. Der innovative Mittelstand? Eher bei 10 km/h. Das mag provokant klingen, trifft jedoch einen wunden Punkt. Der Unterschied liegt weniger in der Qualität der Ideen, sondern vielmehr in der Entscheidungsfreude. Während hierzulande oft Wochen zwischen einem Meeting und der nächsten Abstimmungsrunde vergehen, lebt man im Valley eine Kultur der schnellen, manchmal auch mutigen Entscheidungen. Statt wochenlang zu analysieren, wird ausprobiert. Und wenn ein Fehler passiert, lernt man daraus – schnell und effizient. Dieses Mindset ist kein Zufallsprodukt, sondern Teil einer bewusst kultivierten Hochleistungsmentalität.

High-Performance beginnt im Kopf – und auf dem Kalender

Ein zentrales Element dieser Mentalität ist die Art, wie Arbeit organisiert wird. Busch beschreibt Meeting-Strukturen, in denen in 30 Minuten nicht nur diskutiert, sondern entschieden wird. Fünf Minuten Smalltalk, zwanzig Minuten konzentrierte Diskussion, fünf Minuten Zusammenfassung – und weiter geht’s. Solche Prozesse ermöglichen es, an einem Tag Themen zu bewegen, für die in anderen Organisationen ein ganzer Monat vergehen würde. Diese Geschwindigkeit ist nicht gleichzusetzen mit oberflächlichem Aktionismus. Im Gegenteil: Wer schnell entscheidet, schafft Raum für Korrekturen und Iteration. Wer hingegen zu lange wartet, verliert nicht nur Zeit, sondern auch Relevanz. Besonders in einem globalen Marktumfeld, in dem asiatische und afrikanische Unternehmen zunehmend mit hoher Dynamik agieren, ist Tempo kein Luxus, sondern Überlebensnotwendigkeit.

Das Happiness Triangle: Zufriedenheit als Leistungsmotor

Doch wie verhindert man bei all diesem Tempo das Ausbrennen der Mitarbeitenden? Busch verweist hier auf ein Modell, das er „Happiness Triangle“ nennt. Es beschreibt die Balance zwischen drei gleichberechtigten Zielgrößen: dem Erfolg des Unternehmens, der Zufriedenheit der Kunden und dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Nur wenn alle drei Aspekte gleichzeitig berücksichtigt werden, entsteht eine stabile, zukunftsfähige Organisation. Dieses Denken durchbricht den klassischen Zielkonflikt. Es geht nicht um ein „entweder oder“, sondern um ein „sowohl als auch“. Wer das ernst nimmt, schafft ein unternehmerisches Flywheel – einen Kreislauf, in dem Energie nicht verpufft, sondern verstärkt wird. Das bedeutet allerdings auch, dass Führung neu gedacht werden muss: nicht als Kontrolle, sondern als Gestaltung von Rahmenbedingungen, in denen Menschen Leistung gerne und nachhaltig erbringen.

Social Media: vom Nebenkanal zum zentralen Kommunikationsraum

Ein weiteres Feld, in dem deutsche Unternehmen dringend dazulernen müssen, ist Social Media. Busch bringt es auf den Punkt: Social Media ist längst kein ergänzender Kanal mehr – es ist das zentrale Medium nahezu aller Zielgruppen. Ob im B2C- oder B2B-Kontext: Wer nicht sichtbar ist, wird nicht wahrgenommen. Und wer nicht wahrgenommen wird, verliert an Relevanz – sowohl im Recruiting als auch im Wettbewerb. Gerade im B2B-Umfeld herrscht oft Unsicherheit: Gehört ein Unternehmen wie meins wirklich auf LinkedIn oder TikTok? Muss sich ein Geschäftsführer öffentlich äußern? Die Antwort lautet: Ja – aber mit klarem Ziel. Sichtbarkeit, Transparenz und Nahbarkeit sind heute keine Kür mehr, sondern Voraussetzung für Vertrauen. Selbst Institutionen wie der Bundesnachrichtendienst nutzen mittlerweile Social Media – nicht, weil es modisch ist, sondern weil es notwendig ist.
Gerade im B2B-Umfeld herrscht oft Unsicherheit: Gehört ein Unternehmen wie meins wirklich auf LinkedIn oder TikTok? Muss sich ein Geschäftsführer öffentlich äußern? Die Antwort lautet: Ja – aber mit klarem Ziel. Sichtbarkeit, Transparenz und Nahbarkeit sind heute keine Kür mehr, sondern Voraussetzung für Vertrauen. Selbst Institutionen wie der Bundesnachrichtendienst nutzen mittlerweile Social Media – nicht, weil es modisch ist, sondern weil es notwendig ist.

Der Mut zum „Und“: Warum das Entweder-oder in die Irre führt

Die größte Denkblockade vieler Organisationen liegt laut Busch in der Annahme, dass man sich entscheiden müsse: Entweder für Leistung oder für Menschlichkeit. Entweder für Effizienz oder Kreativität. Entweder für Kunden oder Mitarbeitende. Doch genau dieser Dualismus ist ein Innovationshemmnis. Wer stattdessen beginnt, scheinbare Gegensätze zusammenzudenken, öffnet neue Handlungsräume. Busch nennt das „The Power of And“. Wer konsequent im „Und“ denkt, entdeckt Lösungen, die vorher nicht sichtbar waren. Es geht darum, Prioritäten zu setzen – ohne dabei auf andere wichtige Aspekte zu verzichten. Das erfordert Mut, aber auch Struktur: etwa in Form von klaren Zielsystemen, psychologischen Triggern oder Trainingseinheiten, die Denkblockaden auflösen und neue Ambitionen ermöglichen.

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Hier ist der Inhalt:

Joubin Rahimi

Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von insights! Mein Name ist Joubin, Joubin Rahimi und heute mit dabei: Oliver Busch. Hi Oli.

 

Oliver Busch

Hey. Sehr schön, dabei sein zu dürfen.

 

Joubin Rahimi

Ja, das ist mega. Und an alle Zuhörer und Zuschauer, ihr solltet dabei sein, weil wir nicht nur lernen, warum wir immer noch vom Silicon Valley lernen können. Bevor wir das beleuchten, Oli, vielleicht magst du erst mal zwei drei Sätze zu deiner doch echt umfangreichen Vita erzählen und dann haken wir da direkt mal ein.

 

Oliver Busch

Okay, super. Ich bin seit 30 Jahren in der Marketing-Sales-Organisation, unter anderem zehn Jahre im Management von Meta Dach gewesen, zuletzt als COO, habe Leidenschaft für Marketing und Organisation und das lebe ich heute aus als Beirat und Geschäftsführer in der Social-Media-Agentur Mawave. Ich bin Trainer, ich bin Podcaster und versuche so ein bisschen diesen Silicon Valley Drive und diesen Wachstumshunger in ambitionierte Companies reinzukriegen in verschiedensten Arten und Weisen.

 

Joubin Rahimi

Wir haben ja über Silicon Valley kurz gesprochen und du hast ja mit den zehn Jahren beim Meta Dach. Da hast du ja auch Agenturen, also warst du ja unter einem Head of Agency in der Zeit. Da hast du halt viele Agenturen gesehen und in dem Podcast erfährst du ja auch ganz, ganz viel. Das kenne ich auch von meiner eigenen Podcast-Serie. Aber wie kommst du darauf, dass du sagst, wir können immer noch vom Silicon Valley lernen, obwohl der Trump an der Macht ist und das nicht so richtig hip ist.

 

Oliver Busch

Ja, es ist ein bisschen unpopulär, zu sagen, wir können was von Amerika lernen. Da ist der Reflex von uns Europäer im Moment: Auf gar keinen Fall werden wir irgendwas von denen lernen. Aber ich glaube, das ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, eigentlich sich frei zu schwimmen und zu sagen: Doch, wir haben eine eigene Identität. Wir haben unsere Stärken. Wir haben europäische Werte. Wir haben deutsche Business-Werte, auf denen wir bleiben können. Und dennoch können wir uns selber selbstbestimmt aussuchen, ohne es drauf kopiert zu bekommen, was wir lernen wollen. Beispielsweise diese Geschwindigkeit, dieses Großdenken, den Anker mal ganz weit rauswerfen in die Zukunft, die große Vision aufmachen und in diese Richtung laufen. Etwas weniger detailliert den Weg dazwischen planen, aber auf den nächsten Metern richtig Vollgas geben. Das sind Sachen, das kann Silicon Valley halt besser als und. Und Silicon Valley sind jetzt die größten Trump-Fans, zumindest nicht, wenn man mal von den TechBros mal absieht.

 

Joubin Rahimi

Obwohl sie immer bei ihm rumschlawenzeln.

 

Oliver Busch

Und auch lernen müssen tatsächlich.

 

Joubin Rahimi

Aber genau, die Geschwindigkeit ist ja ein echter Unterschied. Ich vermute mal, wenn du es auf der KMH-Spur ausgeben könntest, wie schnell wart ihr bei Meta unterwegs und wie schnell siehst du typischerweise jetzt Firmen in dem Beritt, die ihr so sieht?

 

Oliver Busch

Ich habe bei Meta gestartet, als die ganze Company so knapp 4.500 Leute waren und war dann eine Dekade da, bis es so an die 100.000 Leute waren. Und die Geschwindigkeit war zu jedem Zeitpunkt enorm. Ich habe immer gedacht: So, jetzt ist es so weit. Jetzt sind wir 10.000, jetzt sind wir 20.000, jetzt sind wir 30.000, 40.000 Leute. Jetzt muss es irgendwie träge werden. Und bis zu den 50, 60.000 Leuten ist das nicht passiert. Es hat sich immer angefühlt wie ein Start-up und das war die Art und Weise, wie organisiert wurde, die Art und Weise, wie Performance Management gemacht wurde, wie gesteuert wurde, wie Ziele gegeben wurden, wie Ziele revidiert wurden, wie entschieden wurde, was gut und was schlecht ist, was besser oder was schlechter ist als andere, wie Freigaben erteilt wurden, wann muss ich fragen, wann muss ich nicht fragen? Don't ask for forgiveness. Sehr viel kulturelle Themen. Und das ist etwas, was ich heute nach wie vor in Start-ups, Scale-ups und in den Mittelstand auch reinbringe, entweder als Beirat oder als Trainer für einen Tag. Dieses High-Performance-Mindset kannst du tatsächlich kultivieren, musst du kultivieren.

 

Oliver Busch

Wenn du in diesen Zeiten gerade sagst, wir stehen im globalen Wettbewerb, wir wollen uns von der USA nichts mehr weiter vormachen lassen. Die Asiaten sind übrigens auch schnell. In Afrika gibt man auch Gas. Südamerika übrigens möchten wir auch gerne am Wohlstand teilhaben. Wir müssen ein tacken schneller werden. Und dieses High-Performance-Mindset in den Mittelstand bringen, ebenso wie auch in jüngere, agilere Unternehmen, da ist immer noch Luft drauf. Wie viel Stundenkilometer? Gute Frage. Wenn wir sagen, Silicon Valley sind die 100 Stundenkilometer, die man fährt, nehme ich tatsächlich die meisten deutschen Companies, selbst wenn sie sich für agil halten, höchstens bei 50 Stunden, Kilometer wahr. Wir haben einen ganz grandiosen Mittelstand, super innovativ, ohne Frage. Aber das Entscheidungstempo, das Bewegungstempo, ist schon eher bei 5 oder 10 Stunden, Kilometer.

 

Joubin Rahimi

Also extremst langsam in dem Zuge

 

Oliver Busch

Extremst langsam. Und das merkst du tatsächlich, dieses okay, dann entscheiden wir nächste Woche noch mal oder treffen wir uns nächsten Monat noch mal in der nächsten Sitzung, reden wir noch mal drüber und dann können wir da draufschauen noch mal anstatt zu sagen: okay, entscheiden wir jetzt, und wenn es falsch ist, machen wir es morgen anders. Dann kann man mal versuchen, das Entscheidungstempo von allem wirklich Faktor zehn höher zu setzen. Was würde passieren, wenn wir das tun? Du hast immer mal Sachen, die du langsam gehen musst, aber das sind sehr wenige.

 

Joubin Rahimi

Wofür sind auch Führungskräfte da? Für die Entscheidungen, die da sind? Da kann man natürlich sagen, die müssen immer wohlüberlegt sein. Warum hast du das als gut wahrgenommen?

 

Oliver Busch

Es ist tatsächlich, wenn du zum ersten Mal an eine Silicon Valley Company kommst, nimmst du es nicht nur als gut wahr. Die gemütlichen Mittagessen gehen weg. Die Zeiten ich mache mal eine Geschäftsreise für einen Termin, vielleicht noch ein paar genau zwei mit drauf, sind weg. Die ein oder zwei Stundenmeetings sind weg. Du hast tatsächlich, wenn du diesen Speed dir zu eigen machst und dadurch aber auch die Wettbewerbsfähigkeit als Preis dafür spürst, dann gewöhnst du dich daran, dass du halbe Stundenmeeting hast, in dem du in den ersten fünf Minuten dich interessierst, wie geht es deinem Gegenüber? Vielleicht erfährst du da mehr als häufig in einem normalen deutschen Businessmeeting im spießigen Konferenzraum Dann gehst du 20 Minuten all in aufs Thema und triffst Entscheidungen und fünf Minuten Summary und dann beginnt auch schon der nächste Meeting. Und das machst du mal …

 

Joubin Rahimi

16 Mal mindestens.

 

Oliver Busch

Das machst du mal 16 Mal an einem Tag durch und das jeden Tag. Jetzt kannst du dir vorstellen, wenn du das sacken lässt, das würden alle deine Leute im Unternehmen so machen, so oder so ähnlich, dass du dann eine mehr Speed, eine mehr Produktivität hast. Klar, da werden auch Fehler gemacht, aber wer keine Fehler macht, fliegt raus. Kennen wir von Sun Microsystems? Don't ask for permission, ask for forgiveness. Diese Sprüche machen alle ihren Sinn, sobald du sie auch in die Company-Kultur reinkriegst.

 

Joubin Rahimi

High-performance-kultur ist ja so ein Thema, ein Beirat und ist ja auch ein Thema von dir. Dann zieht sich das dann so durch, dass du sagst, das vermissen wir oder „Das brauchen wir als deutsche Unternehmen oder als Europa sogar". Und deswegen hast du all die Initiativen mit ASAP und auch, ich weiß nicht, wie das Ganze mit dem Beirat zu tun hat.

 

Oliver Busch

Das wird mir jetzt zu persönlich, Joubin. Ich glaube, mein eigener Kern, da muss man sich selber reinhorchen, ist so ein bisschen so eine Digitalisierungungsungeduld. Das steckt irgendwie mit drin. Ungeduld, Ambition, steckt aber auch in vielen anderen drin. Ich hatte im Silicon Valley Umfeld in der globalen Arbeit die Chance gehabt, da dran zu schnuppern. Das jetzt in Beiratstätigkeiten weiterzugeben in Companies, die es wirklich gebrauchen können. Erst auf dem C-Level, dann auf dem D-Level, dann in die Teams. Macht total Sinn, dass in High-Performance-Mindset-Trainings in C-Level, D-Level Teams reinzunehmen. Macht total Sinn. Als Geschäftsführer bin ich in der wohl schnellsten und dynamischsten Social-Media-Agentur, die Europa gerade zu bieten hat, bei Mawave fest mit drin. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht langsamer werde. 130 Gen Zs, die schneller rennen als jeder bei Facebook. Das ist unfassbar. Da bin ich gerade im normalen Tempo mit dabei. Da muss ich gucken, dass ich dranbleibe. Es ist unfassbar, wie schnell die unterwegs sind. Aber auch mein Podcasting ASAP Digital, der Podcast zur digitalen Ungeduld, hat viel damit zu tun, die Gäste zu finden, die Storys zu erzählen haben, wo in Digitalisierung und Transformation besser gelungen ist als andere.

 

Oliver Busch

Und da ist es immer ganz interessant - Es geht niemals ums Kabel, es geht niemals die Software, es geht niemals den Tech-Anbieter. Ob das jetzt gelungen ist oder nicht gelungen ist. Es geht das Mindset der Führungskräfte und wie die in der Lage sind, ihr Mindset auf andere Menschen zu transferieren. Das ist so mein roter Faden, der sich da drin gefunden hat. Okay, Sehr cool.

 

Joubin Rahimi

Mindset kann ja ganz unterschiedlich sein. Wie müsste das Mindset denn sein, wenn du das mal malen könntest?

 

Oliver Busch

Ich glaube, es ist wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen, das Zeit kostbar ist, Lebenszeit kostbar ist, dass wir als Menschen dazu neigen, unseren kleinen Couch-Potato doch auch irgendwie zu pflegen, also die Wochen auch mal davon fließen zu lassen, dass wir als Menschen auch viel in Sicherheitsdenken sind, viele Ängste vor uns rumschieben und Ambitionen klein basteln, bevor wir sie überhaupt laut ausgesprochen haben. Überhaupt, dass wir Ambitionen niemals laut aussprechen. Das könnte jemand mitkriegen und uns dafür accountable halten. Und wenn du da einmal dieses Gefühl vermittelst, dass es absolut menschlich ist, Couchpotato, und ängstlich zu sein, und dann sagst du: Komm, lass uns doch mehr aus unserer Lebenszeit rausholen. Wann bist du richtig glücklich? boah, richtig glücklich wäre ich, wenn ich dieses Jahr das und das schaffe. Das wäre toll. Wann wirst du noch ein bisschen mehr glücklich? Und dann das auch noch drauf. Ist das völlig unrealistisch? Nein, aber du weißt ja. Da müssen wir, glaube ich, alle drüber hinweg, sowohl in der persönlichen Entwicklung, in den Ambitionen, die wir für unsere Kunden setzen, in der Ambition, die wir für unsere Companies setzen. Und das kannst du ganz strukturiert tatsächlich auch tun, dir Größeres vornehmen und es dann auch tatsächlich erreichen.

 

Oliver Busch

Vorbilder gibt es genug.

 

Joubin Rahimi

Genau, dieses Größere vornehmen. Da haben ja viele immer Angst: Ja, dann erreiche ich es nicht und habe gefailt, in dem Zuge. Richtig.

 

Oliver Busch

Und sich damit das okay werden zu lassen, dieses Aus-der-Komfort-Zone-herausgehen, sich committen, damit fein zu sein, dass auch nicht alles erreicht wird. Das ist, glaube ich, ganz wichtig, damit man sich überhaupt irgendwas Großes vornimmt. 50% Ziele setzen heißt das Modell dazu.

 

Joubin Rahimi

Ich kann es so ein bisschen aus unserer Firma erzählen. Wir haben ein total kleines Marketingteam, also innerhalb der synaigy, und da setzen wir uns auch Ziele und mache ich immer relativ hoch. Und am Anfang ist es so: Ja, und wenn ich es nicht erreiche, bekomme ich halt eine schlechte Schulnote. Was ich damals bei der IBM gelernt habe, ist keine Angst vor großen Zahlen. Du denkst ja anders. Mir geht es ja nicht darum, dass du mit dem, was du jetzt machst, dein Ziel erreichst, sondern dass du anders denkst, um ein größeres Ziel zu erreichen. Weiß nicht, ist es so was oder sind es andere Themen?

 

Oliver Busch

Also wenn ich in High-Performance-Mindset in Teams reingehe und schule, dann gehen wir eigentlich recht strukturiert über den Tag vor, indem wir uns der Ausreden, die wir als Menschen haben, uns erst mal bewusst machen. Wenn wir uns nicht bewusst sind über unsere Ängste und Ausreden, dann können wir sie auch nicht bewusst durchbrechen. Dass wir dann den Anker weiter auswerfen: Was ist eigentlich grandios, was wir Was würde uns richtig glücklich machen? Was wird die Company richtig glücklich machen? Und dann reden wir über die: Wie kriege ich das jetzt operationalisiert? Und: Wie kriege ich dafür gesorgt, dass das tatsächlich am Ende des Jahres passieren wird. Ein interessanter Trick dabei ist übrigens, und das weißt du als alter Psychologe, Hobbypsychologe auch, dass wir als Menschen dazu neigen, etwas, was wir schon haben, weitaus härter zu verteidigen, als etwas, was wir noch bekommen wollen. Sprich etwas, wo wir uns reingefühlt haben in die Situation, eine Ambition, wo wir sagen: Ich kann mir richtig vorstellen, wie das sein wird, wenn ich dieses Ziel erreicht habe. Als Company, mit dem Grund für mich selber, werden wir weitaus härter verteidigen, als etwas, was ich mir auf die To-Do-Liste schreibe. Das ist auch ganz interessant, solche psychologischen Tricks damit tatsächlich reinzuholen, aber wir sind in vielen Themen gerade drin.

 

Joubin Rahimi

Ja, aber okay, das ist ein Teil des Mindsets, oder? So habe ich das verstanden.

 

Oliver Busch

Mindset ist eine große Sache, aber über Ambitionen sprechen wir auch.

 

Joubin Rahimi

Aber ist das nicht das gesamte Feld auch, wie der Silicon Valley denkt? Oder nicht nur Silicon Valley. Amazon ist ja nicht Silicon Valley, aber er sagt ja immer Day One oder Day Zero, sagt doch Jeff Bezos. Da denken wir Day Zero. Das sind doch ähnliche Muster dann dazu, oder?

 

Oliver Busch

Tatsächlich habe ich das erst letzte Woche in einem Training gesagt, dieses Gefühl in der Company, was sich häufig breitmacht, dass es bisher ja ganz einfach war, aber die nächsten Challenges, die vor uns liegen. Jetzt gerade ist es richtig schwer. Und wenn du dann mal ein bisschen kritischer mit diesem Gedanken umgehst: Jetzt gerade ist es für uns alles schwer. Bisher war es einfach. War es damals einfacher, als die Company gegründet wurde und man aus dem Nichts sich gegen einen Top-Wettbewerber irgendwie durchgesetzt? Nein, das war auch nicht einfach. Und es ist auch jetzt nicht einfach. Aber wenn wir jetzt dieses Day-Zero, diese Day-Zero-Denkerei nehmen, was wäre, wenn wir jetzt gerade starten würden mit aller Kraft und Energie und uns jetzt was Großes vornehmen? Dann kannst du ganz anders rannehmen. Das ist bei Facebook beispielsweise mit This journey, one percent, finished. Das ist das Mantra, was jeder jeden Tag mit sie rumschlägt. Was wäre, wenn wir nicht 80% fertig sind, sondern wenn wir gerade erst mal das erste 1% angekratzt haben? Und wenn es sich nach 2% anfühlt, dann soll man größere Ziele setzen. Und das macht Spaß, das macht Freude. Damit kannst du auch Leute anstecken.

 

Joubin Rahimi

Die Deutschen würden dann sagen: Mensch, dann werde ich ja immer nur auf Hochleistung getrimmt. Dann renne ich immer noch 100% und dann verbrenne ich. Richtig. Aber das ist wahrscheinlich das, was dir auch begegnet in solchen Diskussionen.

 

Oliver Busch

Deswegen habe ich für mich den Happiness-Triangle tatsächlich aus der Praxis heraus auch entwickeln können. Happiness-triangle, es bringt überhaupt nichts, zu sagen: Komm, wir hängen uns 300% Für die Company rein. Jeder kann noch 100%. 300%, ist totaler Quatsch. Da habe ich dieses Gefühl, 300% hänge mich für die Company rein, aber dann verbrenne ich. Es ist Quatsch. Ich muss schauen, dass ich mich für die Company reinhänge, hier meine KPIs dran habe, wann gut gut ist und sehr gut, sehr gut ist, was ich für den Kunden tue, damit die Kunden auch happy sind, zweite Achse des Happiness-Triangle und was ich für mich tue. Und wenn ich jetzt zusehe, dass ich alle drei Seiten permanent darauf kriege, dass sie gleichzeitig happy sind und nicht nacheinander noch. Gleichzeitig. Dann kriege ich tatsächlich ein Flywheel rein, mit dem alles sich weiter nach vorne schaut. Das hast du in der Company, wo die Mitarbeitenden bruntz happy sind und die Company-Zahlen auch stimmen, wo die Kunden auch total zufrieden sind. Das ist Unstoppable. Wir müssen jetzt die Kunden glücklich machen. Mitarbeiter zufriedenheit zählt gerade nicht. An dem Moment hast du verloren.

 

Joubin Rahimi

Perpetuum mobile baut man ja eigentlich auf. Also wenn man alle drei Sachen vernünftig bedient?

 

Oliver Busch

Es klingt total theoretisch. Tatsächlich lebe ich das bei Mawave, in der Social-Media-Agentur. Das lebe ich mit den anderen Gründern der Companies, die ich berate. Und das habe ich tatsächlich für mich auch bei Meta oder Facebook im Team praktisch entwickeln dürfen, sodass es tatsächlich auch dieses Happiness Triangle, Teams von Singapur, Sydney bis New York, tatsächlich übernommen haben. Diese Denke: Versuch doch mal ein und, nicht ein oder, nicht Kunden oder Mitarbeiter oder gar nicht. Versuch mal ein und. Und dieses und, das triggert uns tatsächlich auf Ideen, die uns von der Mittelmäßigkeit abheben. Entweder oder bringt uns immer in einer Mittelmäßigkeit. wie könnte ich beides gegenläufige gleichzeitig erreichen? Das bringt uns zur Spitzenleistung und zur High-Performance. Und ich fange mit was.

 

Joubin Rahimi

Finde ich … Ich habe eine Analogie gerade. Jetzt erzähle ich aus dem Nehkästchen. Wir haben eine Kundensituation, wo wir knapp 30% teurer sind als der zweite Mitbewerber. Wir sind da im Pitch. Wir wissen das grob. Wir sind aber einfach richtig runtergegangen auf unser Angebot. Da geht nichts mehr. Rein rechnerisch ist jeder Euro mehr, dann bringen wir Geld mit, bei der Kalkulation, Aufwandsschätzung und so weiter. Wie die anderen das machen? Keine Ahnung. Jetzt haben wir aber ein Projekt gestartet, einen Hackerthon, und haben gesagt: Wie wäre es, wenn wir es schaffen, den Kunden noch glücklicher zu machen und weniger Zeit zu gebrauchen? Und da sind die jetzt fünf Tage mit einem AI-Case, um zu überlegen: Wie kann ich mit AI das Projekt so weit durch, also alle Schritte, irgendwie mit AI-Unterstützung durcharbeiten?

 

Oliver Busch

Großartig.

 

Joubin Rahimi

Das setzt gerade total viel frei, aber das bedeutet innerhalb unserer Gruppe auch immer voll viel Überlegung, weil ihr könnt ihr jetzt einfach 15 Tage, 25 Tage investieren, könnt ihr in die Grütze gehen. Haben wir wahrscheinlich auch deine Beratung noch notwendig, aber ich finde das Total spannend, weil die Personen da jetzt echt heiß wie Frittenfett sind. Waren sie vorher schon, aber jetzt sind sie noch heißer.

 

Oliver Busch

Aber da hast du gerade Silicon Valley Mindset par excellence reingemacht. Die Situation habe ich immer wieder in der Praxis gesehen, dass Leute einen Bruchteil der Kapazitäten eines Wettbewerbers hatten, einen Job zu machen. Und diese künstliche Verknappung von Wir müssen es mit so wenig Ressourcen schaffen, bringen die Leute bei einem Facebook, bei einem Google, bei einem TikTok und Konsorten immer wieder dahin, anders zu denken. Ich erinnere mich an einen Controller, wo ich sagte: Wow, es ist schon unglaublich, was diese eine Person dort macht und die Führungskraft sagte: Ja, da hatte ich bei Microsoft zehn Leute für den gleichen Job. Da habe ich vergessen, dass die Person hier noch zur Hälfte für die Europachefin arbeitet. Wenn du so viel mehr zu tun hast, priorisierst du anders. Das ist das eine. Du machst ganz viele Dinge nicht. Wir sind ja alle nur Menschen. Irgendwann müssen wir schlafen. Es ist ja nicht dieses Ausquetschen bis zum Burnout, sondern das Dinge nicht tun. Und das andere ist, dass Dinge anders tun, vielleicht auch IT um Hilfe bitten, externe IT, ein Projekt vorschlagen, ein neues Tool reinholen, um Dinge anders zu machen. Wenn wir das aber nicht tun, wenn wir einfach die neuen Leute mehr einstellen oder neuneinhalb in diesem Beispiel, dann holen wir uns diese ganze Komplexität, die ganzen Kosten rein. Wir werden kein bisschen besser.

 

Joubin Rahimi

Und das ist eine schöne Überleitung zu meinem nächsten Themenschwerpunkt. Du bist ja Marketer, unter anderem. Hast ja mal angefangen …

 

Oliver Busch

Marketer aus Leidenschaft. Ich wollte acht Jahren ins Marketing.

 

Joubin Rahimi

Okay. Wir sind ganz stark im B2B, auch herstellende Industrie tätig. Da kommen jetzt so zwei Sachen: Die Geschwindigkeit kommt rein, AI kommt rein, die Art und Weise, wie die Konkurrenz da ist. Und da straucheln aus meiner Sicht viele Unternehmen: Was mache ich denn jetzt? Was mache ich jetzt mit Social Media? Ich kann doch nicht auf TikTok gehen. Wir sind da ein B2B-Unternehmen. Oder muss ich wirklich auf LinkedIn jetzt als Geschäftsführer was sagen oder nicht? Oder welche Strategien gibt es da? Das wäre so mein zweiter Block. okay, dass du Ja sagst, ist klar. Aber siehst du da auch schon Ihr seid ja eher im B2C-Umfeld oder D2C, glaube ich, stark zugange. Aber siehst du da bestimmte Patterns und Mustern, die man einfach global auch sehen kann, also auch für B2B?

 

Oliver Busch

Also ich glaube, jeder muss heute in Social Media seinen Weg tatsächlich finden. Es ist eine Frage der Zielsetzung, das als erstes zu definieren: Was möchte ich erreichen, wenn ich da reingehe? Ich glaube, dass es auch im B2B-Segment keine Company ist, die keinerlei Zielsetzungen in Social Media hat oder haben soll. Alleine unter Corporate Branding muss ich mich im Social-Media-Umfeld umtreiben. Als Employer Branding, alle haben einen Fachkräftemangel und alle wollen die nächsten Zielgruppen reinholen. Wie soll sich jemand aus der jungen Zielgruppe und den künftigen Zielgruppen entscheiden, für ein großes Unternehmen da einzusteigen, wenn es intransparent ist wie in den 80er Jahren? Natürlich möchte ich die Führungskräfte sehen. Ich möchte in die Company reinschauen. Selbst der Bundesnachrichtendienst hat gerade eine prämierte Kampagne aufgesetzt.

 

Joubin Rahimi

Wir suchen Terroristen oder so was, oder?

 

Oliver Busch

Ja, ja, richtig. Fand ich ein ganz hübsches Beispiel tatsächlich. Wir können die Company nicht zeigen, wir können die Kollegen nicht zeigen und wir können die Führungskräfte nicht zeigen. Und trotzdem, selbst wir als Bundesnachrichtendienst, wenn wir noch irgendjemand gewinnen wollen, müssen wir da raus und müssen präsenter werden. WIr müssen Teil der Öffentlichkeit werden. Und das trifft, glaube ich, auf jedes mittelständige Unternehmen genauso zu und da kann ich nur dringend zu anmerken, ob ich meine Zielgruppe und wie ich meine Zielgruppe dann tatsächlich auch für eher Marketing, Sales Ziele erreiche und wo und wie. Das ist dann etwas, das muss man sich im Einzelfall anschauen. Wenn ich Atomkraftwerke verkaufe oder große Schiffe, möglicherweise nicht. Wenn ich in Richtung LKW oder Anlagen oder Verbrauchsmittel denke, dann würde ich mir tatsächlich schon Gedanken machen, wie ich auch in die schnelldrehenden Medien reinkomme. Aber auch Geschichten zu erzählen aus Ihrem Unternehmen, die Sie auch wirklich erzählen sollten und können.

 

Joubin Rahimi

Die Gen Z sitzt ja quasi mittendrin. Du hast gesagt, 130 Kollegen bei Mawave.

 

Oliver Busch

130 Kolleginnen, genau, und alle wesentlich jünger als ich, genau. Ungefähr so 20 Jahre Minimum.

 

Joubin Rahimi

Auf LinkedIn habe ich auch mal was Privates, mal was Politisches gepostet. Da gab es dann öffentlich vor allem gute Rückmeldungen. Dann als Direct Message hatte ich auch unterschiedliche Wahrnehmungen. Auch die Frage, Muss man wirklich auf LinkedIn sich dazu äußern? Muss man wirklich als Firma sich dazu äußern? Aber die Frage ist, das waren meistens von älteren Personen. Wie sehen das die Jüngeren?

 

Oliver Busch

Das ist eine sehr gute und sehr interessante Frage. Ich glaube, es geht darum, greifbar zu werden für Menschen. Also ich bin auch in meinen verschiedenen Rollen recht viel. Ich finde es ganz erstaunlich, wenn ich etwas rein Faktisches poste, läuft es schlechter, als wenn ich ein Foto von mir reinsetze, ich finde es völlig awkward, ein Foto von mir reinsetze und ein Point of View mit einer fachlichen Komponente reinbringe, das läuft vielfach so gut. Ich glaube, unsere Zeit ist heute so auch in den älteren Zielgruppen, dass wir zwar in LinkedIn nichts rein Privates sehen wollen und während der Arbeit nicht unseren Facebook-Feed durchsurfen, aber schon etwas Persönliches. Ich möchte diese Person zugreifen kriegen. Wie tickt die? Wie denkt die? Wie kann ich mit der Geschäfte machen? Wozu kann ich sie fragen? Welchen Rat hole ich mir dort? Da greifbarer werden, haben wir, glaube ich, alle auf Linie. Wenn ich jetzt aber mal aus dem B2B-Feld rausgehe, Social Media ist nicht mehr das ergänzende Medium in der Mediennutzung nahezu alle Zielgruppen, sondern es hat sich mittlerweile zum Kernmedium entwickelt für fast alle Zielgruppen.

 

Joubin Rahimi

Ich glaube, das muss man unterstreichen. Das sagst du jetzt so ruhig.

 

Oliver Busch

Es ist nicht mehr TV, es ist nicht mehr Plakat, es ist schon lange nicht mehr Print. Wer den Zeiten hinterher weint, ja, fein, das ist in Ordnung, aber kann ich auch verstehen. Aber es gibt nur noch wenige Zeitungen, die noch profitabel sind. Social Media ist das Kernmedium und wenn ich mich als Unternehmenslenkerin dazu entscheide, Social Media einfach gar nicht zu nutzen für meine Businessziele, dann lasse ich das Kernmedium liegen. Das ist, glaube ich, sehr gefährlich. Da würde ich dringend zu aufrufen, das nicht zu tun. Wenn ich mich an junge Zielgruppen wende, ist es ein Muss. Wenn ich mich an ältere Zielgruppen wende, ist es eine tolle Chance. Ich nehme mal das Beispiel: Die Social-Media-Agentur Mawave hat für den Kunden ATU haben in den letzten Monaten eine grandiose Kampagne geleistet. ATU war in Social Media bekannt für Amateure treiben Unfug. Das war das, was die Zielgruppe immer nur zurückgespielt hat, wenn die Marke etwas gemacht hat. Diese Marke in Social Media zu übersetzen, dass sie dort richtig wirkt und passend wirkt und nicht wie jemand mit einem Megaphone in einer Dinner Konversation. Das hat dazu geführt, dass die jungen Menschen, ATU, hypen mittlerweile. Die Hauptprotagonistin Maddie ist gerade auch in der Werbung und Verkaufen erschienen und das ganz geht durch die Awards.

 

Oliver Busch

Die junge Zielgruppe ist erreicht. Was ich so spannend finde, ist, dass die ältere Zielgruppe 50 plus, 60 plus nicht so kritisch ist mit was Werblichen im Social Media. Da hat aber nichts dagegen, wenn es anständig und entertaining gemacht ist. Das heißt auch, ich sage jetzt mal, das soll nicht dispektiert sein, die ganzen Klaus Dieters, die der Marke ATU folgen, haben nichts dagegen über einen neuen, frischeren Style, einen jugendlicheren Style. Und auch die kann ich damit erreichen. Es ist nicht so verpflichtend. Es schadet nicht, es gut zu machen.

 

Joubin Rahimi

Jetzt kenne ich ATU auch, weil wir unseren Flotten dort warten lassen oder die Räder wechseln lassen.

 

Oliver Busch

Ich glaube, wenn wir ganz Amateure treiben Unfugda nicht unterstreichen, sondern du bist bei der modernen …

 

Joubin Rahimi

Es gibt gemischte Rückmeldungen dazu. Es ist ganz stark von der Filiale abhängig. Ich finde es super, dass sie da Gas geben. Folgt denn auch die Firma dann einfach dem Spirit? Ich kenne die Kampagne jetzt nicht, aber folgt da auch dem Business was?

 

Oliver Busch

Das ist ja immer das Schöne, dass gut gemachtes Marketing, was nach außen wirkt, ob B2C oder B2B, immer auch nach innen wirkt und dann auch aufgenommen werden kann, muss und soll. Bosch ist, glaube ich, eins der besten Beispiele aus Deutschland, Like a Bosch. Die waren ebenso sehr nach außen gerichtet, wie sie auch nach innen gerichtet ist. Und da muss ein gutes HR-Team und internes Kommunikationsteam das aufsehen, um auch die Mitarbeiter anzuzünden. Da hängt man dann auch seine Mitarbeiterentwicklungen, seinen People Development Themen mit dran, nutzt den Funken. Da hängt man seine Zielsetzungen und Zielerreichung mit ran. Den Schwung musst du mitnehmen, das Momentum. Wenn ATU das nicht machen würde, wäre das echt eine verpasste Chance. Da steckt so viel Energie jetzt da, immer wieder Star zu sein, von Freunden angesprochen zu werden. Mein 18-Jähriger hatte gerade einen Kumpel da gehabt. Der Kumpel sagt: Ich bin im Social-Media-Video aufgetreten. Da sage ich: Das ist eine super Sache. Macht das mehr? Bei Mawave ist gerade eine junge Mitarbeitende berühmt geworden dadurch. Die macht die ATU: „ATU, Maddie" Das ist so interessant zu sehen, wie das wie ein Lauffeuer durchgeht und die Gruppen erreichen.

 

Joubin Rahimi

Ja, Brand ist dann wirklich mal the guiding light in dem Kontext zusammen.

 

Oliver Busch

Ja, richtig. Nach innen wie nach außen.

 

Joubin Rahimi

Glaubst du, wie vorortest hast du da den deutschen Mittelstand ein, in Bezug auf Marketing? Ich glaube, alles, wen du siehst, die haben ja schon mal eine Schwelle genommen, dass sie sagen, sie arbeiten mit euch zusammen. Aber du hast ja auch viel Kontakt zu Firmen, die nicht mit euch zusammenarbeiten. Wie ist so da dein Gefühl?

 

Oliver Busch

Also die großen Consumer Brands merken, dass dieses Social Media ihnen noch nicht das liefert, was es eigentlich per Nutzungsintensität liefern sollte. Deswegen sind die großen Consumer Brands aus den großen Werbetreiben Industrien gerade schon sehr stark im Dialog mit Mawave, da den Durchbruch zu schaffen und Marken zu übersetzen und vor allen Dingen auch die Art und Weise, wie Marketing geplant und aufgesetzt wird, zu verändern. Wenn du Media und Kreation gleich zum Beginn der Planung schon mal separierst, hast du in dem Moment schon für Social Media kaputtgemacht. Die Rückmeldung wirst du dort nicht mehr sehen und optimieren können. Auf der B2B-Seite sehe ich tatsächlich da auch noch viel Potenzial, Dynamisierung reinzubringen und auch viel Lust und auch viel Potenzial. Ich hatte kürzlich in Hessen einen Mittelstandskongress mit einer Keynote eröffnen dürfen, zum Thema, was der Mittelstand in Hessen jetzt aus dem Silicon Valley lernen kann. Solche Vorträge mache ich mit großer Begeisterung, weil die digitale Ungeduld kann ich wieder auf andere übertragen. Das macht mich immer glücklich. Und da habe ich schon den Ort habe ich schon verlassen mit einem Stolz und auch mit einem Eindruck, dass wir alle stolz sein sollten auf unseren Mittelstand in Deutschland.

 

 

Oliver Busch

So unfassbar viel Innovation, Genialität, so viel Stabilität und Resilienz, so viel Denken in Familienhistorien. Langfristiges Denken haben wir. Und nur auf einer anderen Art und Weise als im Silicon Valley. Da ist unfassbar viel, worauf man aufbauen kann. Und wenn man da jetzt noch schafft, so die paar Ambitions-und Geschwindigkeitswerte noch draufzupacken und etwas agiler zu werden, etwas mutiger zu werden, etwas größer zu denken, etwas größer zu formulieren. Wir machen auch alles immer ganz klein und Leistung ist in Deutschland auch ein Wort, was nicht mehr so gut funktioniert, nicht so gut resoniert. Da müssen wir uns mal wieder freimachen. Dürfen wir uns freimachen. Und da sehe ich für den Mittelstand ganz viel Potenzial. Das setzt auf einer enorm guten Basis auf. Aber jetzt mal Gas geben.

 

Joubin Rahimi

Jetzt Gas geben. Jetzt mal Gas geben.

 

Oliver Busch

Es steht eine Menge auf dem Spiel und wir haben eine gute Ausgangsbasis.

 

Joubin Rahimi

Ich glaube, das wird häufig vergessen, dass wir in Deutschland mit den, gerade so den Hidden Champions, also gerade mit denen, ja auch ganz, ganz viel in der Welt machen. Wir haben natürlich auch viel zu verlieren, aber da kommen wir, glaube ich, auch zu dem generellen Punkt vom Anfang. Wenn man Sachen hat, die man verlieren kann, dann versucht man die ja immer zu beschützen. Und wahrscheinlich ist jetzt der Weg – und das ist jetzt mal philosophisch von mir formuliert –, jetzt der Weg zu sagen: Ja, verstehe ich, aber du musst noch mal neu denken und vielleicht machst du auch was kaputt, was du aufgebaut hast, aber sonst wird es ein anderer kaputt machen.

 

Oliver Busch

Aber da möchte ich tatsächlich einhaken. Dieses Umdenken zu, jetzt langsam kommen wir am Punkt, wo ich etwas Aufgebautes verlieren könnte. Das ist, glaube ich, der richtige Zeitpunkt, um das Beiratsthema noch mal reinzubringen. Auf der einen Seite bin ich als Beirat bei Companies dabei, auf der anderen Seite baue ich für Companies Beiräte unter diebeiratsarchitekten. De. Mit den gleichen Köpfen im Mittelstand, mit denen ich die letzten 20, 30 Jahre hier marschiert bin, kriege ich nicht mehr neue Ideen raus. Im seltesten Fall kommen völlig neue Impulse, schräg denken, sich in Frage stellen, sich mal reiben und sagen: Nein, das sehe ich völlig anders, oder Lass uns mal völlig frei denken. Das kriege ich nicht mit einer fixen homogenen Truppe hin oder das kriege ich auch nicht mit dem hierarchischen Denken rein, was so du häufig in so Leadership-Teams drin hast. Das ist der Moment, wo auch deutsche Companies, und bei uns ist es nicht allzu sehr verbreitet, überlegen sollten, einen freiwilligen Beirat, ich nenne es gerne Challenger Board, reinzunehmen. Nicht der Beirat, der mich kontrolliert und mir immer wieder ein schlechtes Gefühl gibt, für den ich irgendwie arbeite. Nein, nein, ein ganz anderer Beirat. Ein Beirat, der mich zwischendurch meine Sorgen und meine Gedanken reinwirze und der sich selber organisiert.

 

Oliver Busch

Der sagt: Ich habe alles vorbereitet, du musst nur dazukommen und wir werden über deine größten Sorgen heute reden und mir die Perspektiven und Erfahrungen reinbringt, weil die das schon mal gemacht haben, wo ich in meiner Wachstumsfallunternehmen das nächste rein möchte. Diese Art von Beiräte brauchen wir in Deutschland mehr und die sind einfach zu bauen. Das ist nicht schwierig. Ich muss es nur einmal vorne gut konzipieren, durchdenken, die richtigen Leute finden und dann dafür sorgen, dass die Leute mir als Unternehmer helfen und nicht, dass ich die Leuten irgendwie helfe.

 

Joubin Rahimi

Also die Beiräte sind dann halt quasi ja für das Unternehmen da, also in dem Sinne nicht für den Gesellschafter, das ist ja die klassische alte Denke. Alter ist einfach richtig. Die typische, sondern dann ja als das ist der Sparringpartner für die Geschäftsführung.

 

Oliver Busch

Richtig. Das eine ist eher die Aufsichtsrat, denke ich, ich versuche, das Kapital der Eigentümer zu kontrollieren und entlasse den CEO. Das ist die Kontrolldenke. Und tatsächlich haben wir in Deutschland übermäßig Boards, die derart geprägt sind und auch Beiräte in Start-ups und Scale-up sind häufig so gebaut. Die Challenger Boards mit: Ich hätte gerne, dass mein Führungsteam einfach mehr Impulse kriege. Ich selber möchte mehr Impulse haben als CEO. Ich möchte, dass mein Führungsteam mehr Impulse hat. Und wir holen uns ein paar Leute, die unsere nächste Challenge schon mal gemacht haben. Das ist das, was uns, glaube ich, durch die nächsten zwei, drei schwierigen Jahre weitaus besser trägt und uns auch einen anderen Impuls bringt. Und da ist Vertrauen ein ganz großes Thema. Erwartungsmanagement gehört da rein und ein ordentliches, ich nenne es gerne Rigger, ein ordentliches Setup, wo ganz genau klar ist, so arbeiten wir hier, damit alle nachher glücklich werden. Und damit kriegst du es eigentlich ganz gut aufgesetzt.

 

Joubin Rahimi

Und mit diesem triangel würde ich gerne aufhören, weil da hast du ja auch wieder eigentlich das Dreieck drin. Das fand ich nicht als Quintessenz, aber als einen der Key Topics, die ich jetzt noch mitgenommen habe, das Dreieck mitzunehmen. Das Dreieck. Das Dreieck mitzunehmen. Wo man klassischerweise damals ja immer gesagt hat, du kannst nicht alles drei machen. Und du sagst: Doch, machst du es und musst du es vielleicht nicht im Dreieck denken.

 

Oliver Busch

The Power of And ist tatsächlich was sich alle rausnehmen, mitnehmen können, was am einfachsten, glaube ich, mit ist, aus so einem Podcast zu nehmen. The Power of And. And, das und, nicht die Ameise. The Power of And. And im Sinne von tatsächlich mehr Gas geben. Ich gebe einfach noch etwas mehr. Komm mal aus der Komfortzone raus. And im Sinne von: Ich versuche, unvereinbare Dinge nicht entweder oder, sondern additiv zu denken und plötzlich komme ich auf eine Idee, wo man sagt: Geht doch. Und And im Sinne von: Ich versuche nicht nur mir etwas Gutes zu tun, sondern ich schaue, dass alle Stakeholder-Gruppen, die hier gerade beteiligt sind, dass sie alle glücklich werden, und zwar nachhaltig. Dann kommt das Flywheel.

 

Joubin Rahimi

Und das ist quasi das, was wir vom Silicon Valley unter anderem lernen können. Zack, ab und nach.

 

Oliver Busch

Es war mir ein Fest.

 

Joubin Rahimi

Super. Danke für die ganzen insights, Olli. Und wenn Fragen bestehen, ich vermute mal, Direct Messages auf LinkedIn und so weiter, sind okay oder hast du ein anderes Medium?

 

Oliver Busch

Super.

 

Joubin Rahimi

Super. Dann hoffe ich auf Kommentare, auf Likes und vor allem auch auf die Diskussion dazu, weil das ist ja immer noch das Wertvollste, wenn andere noch mal ihre Impulse mit reingeben. Danke fürs Zuhören und Zuschauen. Danke dir, Olli, für deine Insights.

 

 

Oliver Busch

Sehr gerne. Danke, dass ich da sein durfte.

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Joubin Rahimi
Managing Partner synaigy GmbH

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