In dieser Folge von insights sprechen Markus Dränert (COO von Intershop) und Joubin Rahimi über den Wandel im Einkaufsverhalten – von klassischen Suchfeldern zu dialogorientierten, intelligenten Systemen. Sie diskutieren, warum bekannte Strategien wie klassisches SEO an Wirkung verlieren, welche Rolle Social Media in Zukunft spielt und wie sich B2B-Plattformen neu aufstellen müssen.

insights! #122: AI, Sichtbarkeit, Plattformstrategie – was du jetzt wissen musst, um nicht abgehängt zu werden

Wenn du heute in einem Chatbot eine präzise Antwort bekommst, in der nur noch zwei Anbieter vorkommen statt zehn, dann ist das ein anderes Spiel. Die klassische Google-Suchergebnisseite verschwindet – und mit ihr auch die alten Wege, wie Sichtbarkeit entsteht.
Von der Shopfunktion zur Lösung: Was Kunden heute wirklich brauchen
Die neue Sichtbarkeit: Wenn du nicht im Ergebnis bist, existierst du nicht
Inspiration im Social Feed, Entscheidung im System
B2B: Präzise, nüchtern – aber nicht weniger betroffen
Eine Plattform muss vor allem eines sein: beweglich
Wenn sich alles so schnell verändert, dann ist das Schlimmste, was du tun kannst: ein starres System bauen. Das sieht auch Markus Dränert so.
„Wir entwickeln keine große Lösung, von der wir hoffen, dass sie noch in zwei Jahren relevant ist. Wir bauen eine Plattform, die sich ständig weiterentwickeln kann.“ Klingt logisch, ist in der Realität aber anspruchsvoll. Denn es bedeutet auch, Dinge wieder abzuschalten, Experimente zu wagen, kurze Innovationszyklen zu leben. Wer das kann, ist nicht nur schneller, sondern auch flexibler – und damit besser gewappnet für alles, was kommt.
Der wichtigste Rat: Fang einfach an!
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Joubin Rahimi
Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von insights. Mein Name ist Joubin, Joubin Rahimi und heute mit dabei: Markus Dränert. Hi Markus.
Markus Dränert
Hallo, Joubin.
Joubin Rahimi
Grüß dich. Heute mit dabei ist ja schon falsch. Wir haben ja die dritte Folge heute schon.
Markus Dränert
Wird schon ein bisschen Routine.
Joubin Rahimi
Das wird schon ein bisschen Routine, waren ja schon zwei und ein Thema haben wir ja rausgelöst, das Thema AI. Ja. Bevor wir da mal einsteigen, kannst du da mal einsteigen? Vielleicht magst du mal zwei, drei Sätze zu dir, deiner Rolle sagen und warum AI in deinem Umfeld so eine wichtige Rolle spielt.
Markus Dränert
Ja, Markus Dränert. Ich bin COO von Intershop. Das heißt, bei mir ist Produkt, Kundenservice, alles, was mit Produkt, unserer Plattform zu tun hat. Und AI ist natürlich gerade das Thema. Ich glaube, jeder will irgendwas im Bereich AI machen, insbesondere auch im Bereich E-Commerce ganz speziell. Wir versuchen, das jetzt zu übersetzen auf unsere Produktplattform.
Joubin Rahimi
Warum ist das so wichtig für eure Kunden?
Markus Dränert
Aus vielen verschiedenen Gründen. Ich glaube, wir haben gerade sehr, sehr viele Einflussfaktoren, die auf unsere Kunden und auch die Kunden unserer Kunden einwirken. Und da wird Flexibilität natürlich immer wichtiger. Das heißt, kann ich auf diese ganzen Änderungen schnell reagieren? Und wir haben natürlich das Thema Fachkräftemangel, was auch irgendwo im Raum steht. Und ich glaube, das wird natürlich auch sehr dankbar von Presse und Medien gerade aufgegriffen, dass Agents und Co-Piloten da insbesondere helfen können in Zukunft.
Joubin Rahimi
Bevor wir jetzt die Aufnahme gemacht haben, haben wir noch eine Stunde, glaube ich, so gesprochen. Eigentlich hätten wir das aufnehmen müssen. Das war gut beim Essen.
Markus Dränert
Das war eigentlich schon auf dem Punkt.
Joubin Rahimi
Ja, war auf dem Punkt. Und da hatten wir auch über das, was ihr gerade macht. Ihr habt ja so einen Hub aufgebaut und baut Module rein. Vielleicht können wir erst mal mit dem Wo steht ihr jetzt? Und dann gehen wir später in die Zukunft. Erzählen, was macht ihr und wer kann da alles partizipieren und wer kann was machen?
Markus Dränert
Vielleicht erst mal so Intershop. Wir sind eine E-Commerce-Plattform, sehr stark spezialisiert auf B2B-E-Commerce, haben eine lange Liste von Features und Funktionen, die perfekt natürlich für den Kontext B2B passen. Jetzt ist natürlich die Frage: Was ist unsere Antwort auf die World of Agents, auf die Co-Piloten, die aus dem Boden sprießen? Wir haben uns natürlich auch überlegt: Okay, wie können wir jetzt unseren Kern, den wir haben, damit sehr, sehr gut ergänzen und anreichern? Und auf was wir jetzt setzen, sind Produktpartnerschaften. Das heißt, wir kooperieren mit, ich sage jetzt mal, KI-Anwendungen, die im Markt schon erfolgreich sind, bauen daraus unsere Intershop-Agents, binden sie dann so in die Plattform ein, dass sie gut vorintegriert sind, sodass jeder, unser Kunden und Partner, schnell starten kann. Das heißt, out of the box, bestimmte Funktionen pro Agent haben, um dann bei Bedarf, wenn es tiefer gehen soll, aber auch noch mal das Ganze customizen können Ja.
Joubin Rahimi
Als ich das zum ersten Mal im Herbst gehört hatte, dachte ich im allerersten Moment: Das ist wie bei Shopify oder Shopware, da gibt es so einen Marktplatz. Aber dann habe ich verstanden und korrigiere mich: Ihr macht ja nicht alles auf, sondern ihr sagt, ihr wollt die AI-Anwendungen, also eigentlich die besonderen Anwendungen.
Markus Dränert
Genau, es soll auch kein Marktplatz in dem Sinne sein. Wir sind ja schon sehr spezialisierter B2B-Anbieter. Das heißt, unsere ganze Positionierung und auch unser Wettbewerbsvorteil ist ja genau das, dass ich sehr spezifisch Dinge auf unserer Plattform konfigurieren kann, customisieren kann für den jeweiligen Kontext. Und auch jetzt bei dem Thema AI Agents und Co-Piloten geht es uns nicht darum, 100 Stück da drauf zu haben, sondern wir gucken wirklich sehr, sehr ausgewählt drauf, sprechen sehr viel mit Partnern und Kunden: Was sind die Anwendungsfälle, die ihr braucht? Und dann entscheiden wir auch sehr, sehr kurzfristig. Wir haben uns jetzt vorgenommen, ein Agenten pro Quartal, um jetzt einfach mal so eine Hausnummer zu rauszubringen. Und dann entscheiden wir auch immer wirklich nur von Quartal zu Quartal: Okay, was ist jetzt der nächste Agent, den wir bauen?
Joubin Rahimi
Und die Agents, in welchem Umfeld seid ihr da im Moment hauptsächlich aktiv?
Markus Dränert
Wir haben jetzt einmal den Co-Piloten für Bayer Live. Das heißt, wenn die Kunden unserer Kunden, im Shop unterwegs sind, statt der klassischen Suche können sie jetzt im Prinzip mit einem Chatbot, mit einem Co-Piloten ihre Suche gestalten. Und das ist natürlich was ganz anderes, als in den klassischen Suchfeldern jetzt nach einem Produkt zu suchen, sondern ich kann wirklich freie Texte eingeben, Problemstellungen eingeben und bekomme dann im Shop die passenden Artikel angezeigt.
Joubin Rahimi
Jetzt sind wir eigentlich warm geworden, oder? Das ist ja das, wo ihr heute steht. Und jetzt kommt eigentlich der, finde ich, noch viel spannendere Part: Wo geht es hin? Weil das ist ja ein bisschen Glaskugel-Raten. Wir sind uns ja einig gewesen beim Mittagessen, dass dass sich die Buyer-Journey ja verändert. Aber wie ist deine Einschätzung? Wie wird die zukünftig im B2B sein? Oder auch gerne B2C. Wie wird sich das verändern aus deiner Sicht?
Markus Dränert
Na ja, ich glaube, keiner kann jetzt genau vorher sagen, was morgen der Trend ist. Ich meine, ich glaube, wir sehen das. Wir haben angefangen …
Joubin Rahimi
Du bist ein schlauer Kopf und deine Gedanken sollte jeder einmal hören, finde ich.
Markus Dränert
Ja, also worauf ich eigentlich hinaus will, ist, ich glaube, es geht eher darum, eine Plattform zu bauen, die sehr flexibel ist, um auch auf diese diese kurzweiligen Änderungen reagieren zu können. Das heißt, klar hat man jetzt so ein bisschen im Kopf: Was könnten jetzt die nächsten Agents sein, um mit dem Thema mal anzufangen? Aber ist es das, was uns in zwei oder drei Jahren noch beschäftigt, wissen wir nicht. Und daran arbeiten wir eigentlich jetzt mit Hochdruck, dass wir sagen, wir brauchen eher eine flexible Plattform, die durch Produktpartnerschaften, sagen wir mal, sehr stark ist, wo wir als Anbieter sehr flexibel auf neue Trends eingehen können. Das heißt, neue AI-Agents und Co-Piloten zu starten, vielleicht welche nicht laufen, auch mal wieder abzuschalten. Auch das gehört, glaube ich, dazu, zu lernen. Und wir arbeiten eben sehr stark an einer sehr flexiblen Plattform, das alles auch tun zu können, anstatt jetzt auf vielleicht drei große AI-Produkte, so würde ich es jetzt mal nennen, zu setzen, die selbst zu entwickeln und dann haben wir vielleicht von drei Produkten ein oder zwei noch am Markt vorbei entwickelt. Das wäre wahrscheinlich nicht das Richtige zu tun. Das ist schwierig. Ja, genau.
Joubin Rahimi
Die Agenten kommen mal rein und Google hat ja … Es gab eine schöne Google-Studie: Wie verändert sich das Suchverhalten? Und Google hat dann irgendwann in dieser letzten Studie gesagt: Von zwei Wörtern geben immer Menschen ja ganze Begriffe oder Sätze ein, Fragestellungen. Darauf antworten sie ja jetzt auch. Und jetzt vor kurzem kam auch noch mal das Google Update: Wir können dann halt irgendwie für dich dann auch kaufen. Also noch geht es ja nicht in Europa, aber wir haben einen Assistant Shopping oder wir sind den Shop Agent. Ist es das, du sagst, das wird sich auch durchsetzen, also jetzt so unabhängig von Google, aber die Art und Weise, wie zukünftig was gemacht wird? Oder ist es einfach wie VR, noch mal einen Hype?
Markus Dränert
Nein, ich glaube, es ändert sich ja jetzt schon. Also wenn wir sehen bei den Kollegen oder auch im Freundeskreis, wer ChatGPT nutzt oder auch Perplexity, die Namen sind jetzt erst mal austauschbar, wird eben oft jetzt schon zuerst der Bot angeworfen, um zu suchen. Das heißt, das klassische googeln nimmt tatsächlich ab. Also im Moment ist es, glaube ich, noch hybrid. Man probiert beides aus, guckt dann, okay, was machen jeweils die Ergebnisse und wie passen die übereinander? Aber ich glaube, je weiter weg man ist vom Kontext und selber noch so ein bisschen recherchiert, umso eher nutzt man jetzt, ich nenne es jetzt mal die Gen-I-Modelle, Gen-AI-Modelle, überhaupt mal ins Thema reinzukommen. Und dadurch wird sich definitiv was ändern, weil ich mich anders an der Kaufentscheidung näher als das klassische googeln, wo es einfach mal Rankings von links ging. Und wenn ich jetzt natürlich in einem Chatbot der Vorgefertigte auch sehr präzise Antwort bekomme, wo nicht mehr zehn Anbieter drin sind, sondern vielleicht nur noch zwei, dann ist das Spiel natürlich ein anderes.
Joubin Rahimi
Wir haben innerhalb der synaigy so eine gewisse Hypothese und da kommen wir immer von Gutenberg – es wird jetzt keine lange Geschichte: Demokratisierung des Wissens, also Buchdruck, Demokratisierung des Wissens. Dadurch kann man auch die Demokratie, die Bildung ist nach vorne gegangen, Industrialisierung hat und das Erfindertum war dann ja viel breiter, weil es nicht nur eine elitäre Gruppe war. Dann haben wir ja noch mal so eine Stufe mit Demokratisierung der Informationen, eigentlich durch Apple, Google und Facebook, wo dann halt einzelne Menschen, merken wir jetzt auch, weltweit ihre Meinung rausgeben können und als Marke dann auf einmal der Mensch da sind und keine Firma mehr. Und da hat sich ja der Einkaufsprozess verändert. Und darauf will ich eigentlich hinaus. Der Einkaufsprozess hat sich ja verändert von Wir sind vielleicht so ungefähr fährt leicht alt. Als kleiner Junge, wenn ich so Hi-Fi-Geräte mir ausgeladen bin, bin ich zu Bringman nach Hamburg gegangen. Den Laden gibt es nicht mehr, der hat es nicht überstanden. Dann bin ich da hingegangen, habe mich beraten lassen und wusste dann, ich will eine Technik, so Denon oder irgendwas für ein Sony-Kassettendeck. Das machst du ja jetzt nicht mehr. Du googelst und weißt eigentlich, was du willst und entscheidest dann, wann du kaufst. Wenn ich jetzt AI habe – und jetzt zapfe ich mal deine Gedanken an –, wenn ich jetzt AI habe und so einen Agent, wie verändert sich das dann? Zum Beispiel, ich will eine Sauna kaufen. Es gibt ja viele Fragestellungen: Ich will eine Gartensauna kaufen. Was mache ich dann? Verändert sich dieser Einkaufsprozess und haben wieder neue Händler eine neue Chance und Bestehende müssen ihre Prozesse wieder umdenken oder Was seht ihr denn da? Wie siehst du da?
Markus Dränert
Na ja, also was ich sehe, ist, dass die Bots oder auch die AI-Modelle generell sehr auf kurzen Wegen versuchen, dich zum Ziel zu bringen.
Joubin Rahimi
Ja, das heißt- Also viel schneller den Abschluss, eigentlich?
Markus Dränert
Na ja, du kommst ja in einen, ich sage jetzt mal präzisen Dialog, so würde ich es mal formulieren. Und es gibt kaum noch die Situation, dass du eigentlich so wie früher durch Katalogseiten blätterst, um es jetzt mal mit alten Worten zu beschreiben, oder auch wie jetzt bei Amazon. Ich gebe vielleicht was ein, aber dennoch kriege ich bei Amazon erst mal Treffer und habe eigentlich erst mal eine ganz lange Liste. Und ich sage jetzt mal, mit den Suchtreffern bilde ich mir erst mal Gedanken und auch noch Optionen, die ich vielleicht habe. Um jetzt mal bei Um ein Sauna-Beispiel zu bleiben: Wenn ich nach Sauna kaufen google, kriege ich erst mal sehr viele breite Treffer, von einer Fassauna über Markenhersteller, ja, bis hin zu Do it yourself.
Joubin Rahimi
tab öffnen, tab öffnen, tab öffnen.
Markus Dränert
Genau, dann lese ich mich überall mal ein und dann gibt es hier irgendwelche Argumente für eine Fassauna und ich weiß nicht, welche Argumente es selber zu machen. Also die Optionen sind erst mal sehr, sehr breit und durch diese Suche, wie sie heute ist, kann schon sein, dass gerade bei so einem Beispiel, du kaufst einmal im Jahr, einmal im Leben, einmal im Jahr, einmal im Leben eine Sauna. Das ist mehr so ein Einmal-Moment. Und wenn du diese ganzen Optionen hast, dann überlegst du vielleicht auch noch mal: Was ist denn überhaupt die richtige Sauna für mich? Und wenn du jetzt aber eben eine andere Suche hast, wo du vielleicht eingibst: Okay, ich möchte eine Sauna im Garten, weil das gerade so ein bisschen dein Gedankenmodell ist, dann bist du, glaube ich, durch so einen Chatbot sehr, sehr schnell, sehr zielführend genau bei diesen Herstellern, die genau das machen. Und ob du dann noch, ich sage jetzt mal, diese Ausflüge machst, noch mal nach Alternativen zu suchen, das weiß ich nicht. Das kann dann eben dazu führen, dass eine Kaufentscheidung auch ganz anders abläuft als auf den Wegen heute. Und die spannende Frage ist: Was bedeutet Wie ist denn das für Anbieter, Hersteller, dort die Sichtbarkeit zu bekommen?
Joubin Rahimi
Lass uns doch mal reinversetzen. Ich finde, das ist nämlich gerade der spannende Punkt. Menschen, die sehr viel Geld haben und sagen: Ich will … Ich überspitze jetzt mal: Ich brauche ein Boot. Klar, einige googeln sich da was zurecht, aber es gibt ja Berater, die kaufen ein Boot oder sehr teure Autos. Und das wird jetzt auch demokratisiert. Diese Beratungsleistung wird ja auch demokratisiert. Und auf das Sauna-Beispiel wäre es genau das: Ich nehme mal deine Hypothese mit. Du musst dich ja gar nicht mehr damit beschäftigen, weil du sagst, was du eigentlich haben willst. Und die Selektion und ob die Eigenschaften darauf passen, kommt ja von einem Agenten. Der hilft dir ja. Und jetzt überlege ich gerade, was verändert das dann im Kaufprozess? Und auch in der Journey: Was müssen Mitarbeiter, was müssen Unternehmen machen dazu, um da überhaupt sichtbar zu sein? Vorher bist du ja Okay, die ersten drei, hast du ja immer gesagt, ist bei Google wichtig, oder du schaltest Werbung. Aber wie wäre das denn jetzt?
Markus Dränert
Ich meine, heute dreht sich ja im Prinzip alles die Google-Auffindbarkeit. Also insbesondere in Deutschland ist Google ja auch extrem stark. In anderen Ländern gibt es zumindest noch zwei, drei andere Suchmaschinen, aber wir reden eigentlich nur von Google hier Deutschland. Das ist schon sehr speziell, die Marktmacht und Penetration, die Google hier hat. Und das ist ja nicht nur Online-Marketing, was ich ausgebe, in der Direktplatzierung im Prinzip vorne in der Suche, sondern fast alle bauen irgendwelche Satellitenseiten. Es geht SEO. Also wie kriege ich einen nativen Traffic, der mir nicht so viel kostet, außer den Content, den ich vielleicht aufbaue? Wie kriege ich gute Bewertungen? Also es ist eine Vielzahl von Dingen, die ich heute tun muss, um gut gerankt zu sein. Und die spannende Frage ist natürlich: wenn Google oder zumindest die bisherige Darstellung von Google nicht mehr die Suchergebnispräsentation, insbesondere in der Kaufvorbereitung ist oder auch in der Recherche zu einer Kaufvorbereitung, dann ist natürlich schon die Frage: Wie sieht denn die Präsentation von morgen aus? So und alleine schon aus, ich sage jetzt mal, zehn Ergebnistreffern pro Seite und jetzt bei Google, ich weiß nicht, wie viel Seiten ich eigentlich klicken kann und oben noch mal filtern kann in Produkte, in Informationen oder Bilder dazu. So, wenn das erst mal in Anführungsstrichen wegfällt, weil ich einfach sie jetzt hier zielgerichtet vom Bot die Antwort bekomme, so wie er jetzt gerade meint, mir das präsentieren zu müssen, auch wenn er vielleicht lernt, was ich gerne als Präsentation hätte, aber genau das führt ja dazu. Er lernt immer, Oder macht genau das, was mir am besten gefällt. So, und genau dieses ich biege noch mal ab oder mach noch mal einen kleinen Ausflug zu einer anderen Alternative. Das ist dann nicht mehr und das macht es natürlich schon auch für Hersteller schwieriger. Das heißt, wenn ich genau in dem Funnel bin, ist es super, weil dann kommt der wahrscheinlich auch schneller zum Kaufabschluss und kauft, aber es gibt halt nicht mehr diese Ausflüge und mal abzubiegen: Ach, und ich habe mich doch für was anderes entschieden. Das wird schwerer. Die spannende Frage ist natürlich: Wie ranken denn morgen die Bots. Also, wie entscheiden sie denn, wer jetzt gelistet wird von den Top-Drei-Ergebnissen? Das werden natürlich ganz spannende Fragen sein, bis hin zu: Wo fließt eigentlich das Marketinggeld von morgen hin?
Joubin Rahimi
Ich glaube, wie würde so ein neuronales Netz das machen? Das, was am passt genauesten auf die Fragestellung geht. Insofern ist Content dann schon wichtig, aber witzigerweise dann ja eher für die Bots als für die Person. Und spannend ist dann ja auch, welcher Content hat, welche Relevanz. Also wenn du mit AI einfach Content generierst, hat das genauso viel Relevanz, wie du hast einen Experten zum Thema Gartensauna und der referiert dann dazu. Ich vermute mal, das wird dann mehr gerankt werden. Das ist ja jetzt glaskugeln, Leserei.
Markus Dränert
Vielleicht verschiebt sich auch so ein bisschen das Feld, wo findet eigentlich Inspiration und, wie sagt man es so schön, spontane Kaufentscheidungen statt, dieser Mitnahme-Effekt oder früher Point-of-Sale-Effekt, also Wo nehme ich mal was mit? Und ich glaube, das ist ja heute schon so, aber wird sich mehr und mehr Richtung Social Media verschieben, weil dort stehen einfach Personen hinter Produkten, hinter Überzeugungen und machen wir uns nichts vor. Gerade wenn ich ein Boot kaufe, ich glaube, dass je nachdem, je höher preisig das Segment wird, umso häufiger gibt es wieder persönliche Beziehungen, warum auch immer, die dann da wieder einen Einfluss haben. Und deswegen wird es, ich sage jetzt mal, für, ja, Ich sage jetzt mal, Produkte, die du dir einfach mal so kaufst, glaube ich, wird Social Media super wichtig. Also da setzt du dich hin und relaxst erst mal, lässt den Feed laufen und natürlich kommen dann auch Produkte oder Creator, die einfach zu dir passen. Natürlich bleibst du da mal hängen. Und ich meine, trotzdem ist ja alles wieder kombiniert. Das heißt, wenn du irgendwo nach einer Sauna suchst, auch wenn es ein Chatbot ist, bin ich mir ziemlich sicher, wirst du irgendwann auch den Insta-Feed wieder passend dazu haben und dann kommt ein Creator vielleicht mit der passenden Sauna.
Markus Dränert
Also am Ende sozusagen wird sich das ergänzen, aber dennoch ist es ein anderes Spiel als heute, wo ich die klassische Google-Suchergebnisseite habe.
Joubin Rahimi
Da fällt mir Rise and Fall of Rome ein, Rise and Fall of Amazon. Wenn sich all das stark verändert und Amazon ist ja so eine Produktsuchmaschine, da gehst du ja häufig rein, gibst die Produkte und so weiter. Aber das wird sich dann ja noch mal verändern. Wenn der Agent auch noch sagt: Ich kaufe einfach irgendwo, weil du hast deine Daten ja bei mir hinterlegt und ich kann sie auch weitergeben, also ich spinne mal weiter, dann ist natürlich Amazon gar nicht mehr der Platzhirsch so schnell. Also könnte das die Gefahr für Amazon sein?
Markus Dränert
Ich würde sogar noch eins weitergehen. Es ist ja nicht nur ein Agent morgen, der das für dich macht, sondern die Agenten sprechen ja untereinander. Und ich gehe eigentlich davon aus, dass es eine Vielzahl von Agenten geben wird, die sehr spezialisiert sind. Der eine weiß gerade, wo die besten Angebote preislich vielleicht laufen. Der nächste Agent, keine Ahnung, macht mir einen Wettbewerbsvergleich unter bestimmten Produktfunktionen und der nächste Agent ist vielleicht eher beratend, wenn ich noch gar keine Ahnung habe. Und auch die werden sich ja untereinander selbst organisieren. Und ich glaube, dass heute noch gar keiner genau sagen kann, wie dieses Zielbild abläuft. Fakt ist nur, es wird ganz anders laufen als heute. Fakt wird auch sein, dass der Agent oder ich nenne es mal der Co-Pilot, der persönliche Assistent, der den Kundenkontakt hat, der wird am Ende der Entscheidende sein, weil dort interagiere ich, dort schärfe ich meine Suche, dort krieg ich die Suchergebnisse wie auch immer zurück. Und die Agenten drunter sind super wichtig, aber die werden nicht unbedingt sichtbar sein.
Joubin Rahimi
Ja, oder ich bin ja so ein Apple-Jünger, was das angeht. Die haben ja so oder so schon meine Bezahl-Geschichten und du kannst ja auch sagen: Okay, melde mich da an, aber gib nicht meine E-Mail-Adresse-Preis und so weiter. Dass die ja so einen Agenten aufsetzen und dann für mich die anderen Agenten steuern. Das halte ich sogar für ein realistisches Szenario, was dann kommt.
Markus Dränert
Ja, definitiv. Und da gibt es natürlich auch wieder viele Fragen. Also Wie stellt dann mein Master-Agent, so nenne ich ihn jetzt mal … Wie stellt der dann sicher, dass auch nur die Daten, die ich möchte, an Sub-Agenten gehen? Der darf dann nichts über den Markt gehen.
Joubin Rahimi
An keinen Feldshop oder so.
Markus Dränert
Da kommen dann wieder die Fragen, die wir, glaube ich, schon mal vor die schon seit zehn Jahren im Internet Hype jetzt hatten, kommen dann wieder. Im Prinzip werden die gleichen Fragen wiederkommen, aber es wird auch Antworten geben. Ja, also das ist wie jetzt auch. Ich glaube, die Fragen können heute alle beantwortet werden und es gibt auch nur noch wenige, die sagen: Deswegen kaufe ich nicht mehr online ein.
Joubin Rahimi
Nein, ich glaube, das auch. Das dreht sich einmal weiter. Aber es hat natürlich die Sprengkraft, auch wieder Amazon als Plattform dann runterzustoßen in dem Zuge, weil die natürlich ganz viel gut gemacht haben. Aber jetzt haben wir quasi ein Derby-Pferd und wir sind auf einer Derby-Rennbahn und jetzt sind wir auf einmal im Ozean.
Markus Dränert
Es ist ja nicht nur Amazon. Also ich glaube, man muss sich wirklich die ganze diese Kette einmal anschauen. Also ich meine, selbst, es fängt ja bei den Suchmaschinen schon an. Heute google ich. Ich weiß gar nicht, was ich morgen mache. Morgen botte ich. Und wer ist der Bot? Wer stellt ihn zur Verfügung? Ja, auch Google wird wahrscheinlich irgendwann weggehen von der jetzigen Suche zu einer Bot-Eingabe. Sie fangen ja schon damit an. Aber ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt noch klassisch in Zukunft den Browser mit einer Suchanfrage bei Google aufmachen. Und da fängt es ja an. Das heißt, schon meine initiale Suche wird anders sein. Die Ergebnisse, wie ich sie präsentiert bekomme, wird anders sein. Wahrscheinlich stärker vorgefiltert, noch passender weniger Option. Ich will ja schnell zum Ziel.
Joubin Rahimi
Du hast auch die Werbung angesprochen, dass die Werbebudgets würden dann ja auch einfach anders sein.
Markus Dränert
Bestimmte Werbeformen gibt es im Zweifel gar nicht mehr. Also gibt es noch Banner überhaupt, Retargeting wird schwieriger.
Joubin Rahimi
Also es wird sich viel … Banner und Retargeting interessiert den Bot nicht.
Markus Dränert
Ist schwer im Bot, ja, geht schon, aber kommt vielleicht wieder drauf an: Was habe ich für einen?
Joubin Rahimi
Aber glaubst du, dass man sagt, im Bot … Na okay, könnte natürlich Apple sagen: Ich binfr da auch Werbung mit ein?
Markus Dränert
Also ich bin mir ziemlich sicher, wenn du dich mal … Ist noch gar nicht so lange her, aber vor 20 Jahren, als das Internet wirklich hochfuhr, war erst mal alles umsonst.
Joubin Rahimi
Klar, das wird jetzt wahrscheinlich auch genauso und alle haben sich gefragt: Wie geht das?
Markus Dränert
Das geht erst mal, solange das Geld da ist und jeder erst mal nur die Kunden oder die User oder die Leser boolt. Und dann muss aber irgendwann wieder Geld verdient werden. Und ich bin mir ziemlich sicher, so wie das bei Facebook, Meta und alle Dinge, die wir kennen, wird das-Jetzt ist das erst mal alles kostenlos? Aber irgendwann muss auch ein Bot sich finanzieren.
Joubin Rahimi
Du kennst wahrscheinlich einen kostenfreien Bot, der dann Werbung influenced ist oder einen, den du bezahlst und der dann ohne Werbung ausmacht.
Markus Dränert
Ja, aber das meine ich jetzt mit den Werbeformen. Auch dort wird es neue Werbeformen geben, was dann den Banner, in Anführungsstrichen, den wir jetzt kennen, ersetzt, werden wir sehen. Dennoch wird es ein anderes Spiel sein.
Joubin Rahimi
Und jetzt bewegen wir uns eigentlich im B2C-Fall ganz, ganz schnell. Ist ja häufig auch immer der Vorreiter, B2B kommt nach. Was siehst du denn im B2B? Ich glaube auch, das wird so ein zweiter Schritt sein, aber was wird da so passieren?
Markus Dränert
Ich glaube, am Ende wird es ähnlich laufen. Also B2C ist immer der Vorreiter. Also egal, was wir jetzt nehmen, es fängt im B2C an und B2B zieht dann nach. In B2B ist es vielleicht noch etwas anders, was du kaufst und wie. Also da geht es ja jetzt weniger darum, sich inspirieren zu lassen, was es noch für alternative Produkte gibt. Vielleicht vom Preis, ja, Vielleicht von einem anderen Hersteller, ja. Aber die B2B-Suche wird immer sehr spitz, spezifisch bleiben, weil du eigentlich sehr genau weißt, was du suchst. Das sind, ich sage jetzt mal, sehr rationale suchen in der Regel, wo Preisleistung eine große Rolle spielt, Verlässlichkeit, Qualität. Das ist was anderes als ein B2C-Kauf. So, und dementsprechend werden schon, glaube ich, auch die Funktionen von Shops oder auch, wie die Suche gestaltet ist, einfach sehr darauf ausgerichtet sein, logischerweise.
Joubin Rahimi
Ja, und vielleicht, wir haben einen Kunden, für den bestellen wir automatisch, oder die AI bestellt automatisch bis zu einem gewissen Wert. Also so C-Artikel werden darüber bestellt, immer zwei, drei angeschrieben, geguckt: Passen die Sachen und so fort. Wenn es klar ist, dann wird eine Bestellung ausgelöst, anderen abgesagt. Das wird automatisiert und witzigerweise auf der anderen Seite haben wir Kunden, die sagen: Ich bekomme Anfragen und will sie auch automatisiert beantworten können, oder beziehungsweise diesen Prozess unterstützen. Das ist das, was wir gerade sehen. Aber das ist ja, ich sage mal, Sichtweite, wir fahren auf Sicht.
Markus Dränert
Ja, wobei auch das wieder ganz spannende Aspekte hat, diese Frage: Was wird eigentlich automatisiert? Man könnte jetzt zum einen meinen, okay, wenn einmal eine Lieferantenherstellerbeziehung etabliert ist und alles automatisiert ist, dann wird ja immer dort nachbestellt.
Joubin Rahimi
Ja, oder bei zwei, dreien, ne?
Markus Dränert
Könnte eine Sichtweise sein, weil die Bots verknüpft sind, oder wie auch immer wir dort arbeiten, mit welchen Schnittstellen. Ich glaube, es wird sehr viel in Richtung der Bot-Schnittstellen gehen, die automatisiert, natürlich mit Approval und Genehmigungen und allem, was man dafür braucht, bestimmte Bestellungen tätigen können. Das wird kommen, aber jetzt gibt's natürlich auch das andere Argument: Es wird auch Bots geben, die diese etablierten Lieferanten und, ich sage jetzt mal, Kunden Beziehungen automatisiert infrage stellen und sagen: Ich scanne regelmäßig nach Alternativen. Ich challenge das einfach. Genau, ich challenge das automatisiert und mache dir mal Vorschläge für alternative Lieferanten.
Joubin Rahimi
Ist natürlich auch für den Einkauf noch mal ein super Tool.
Markus Dränert
Also es wird beides passieren. Und Ich glaube, man muss sich auf beides einstellen.
Joubin Rahimi
Ja, und wie ihr seht, ich glaube, das können wir noch weiterspinnen in dem Zuge. Und das ist, glaube ich, nur die nächste Welle. Wie schnell, glaubst du, kommen wir dorthin?
Markus Dränert
Ja, das ist die Gretchenfrage. Es ist tatsächlich, finde ich, extrem schwer zu beantworten, wie schnell wir wo sind, weil insbesondere, wenn wir mal so auf die letzten technologischen Veränderungen zurückgucken, denkt man häufig, wenn man selber jetzt irgendwo mit drin ist, das geht alles sehr, sehr schnell. Ich glaube, dass es schnell geht, aber es geht dann meistens doch langsamer, als man am Anfang erst mal meint. Also ich tue mir sehr, sehr schwer, zu sagen: Was passiert jetzt genau in zwei oder drei Jahren in den Segmenten und was machen wir da morgen?
Joubin Rahimi
Ich finde es mit AI ja so wahnsinnig spannend. Also ab den 60ern gab es halt schon die ersten Formen von AI. Ich weiß, wir haben für einen nicht mehr existenten Modehersteller mit AI 2018, 2017, 2016 schon die ersten AI-Projekte gemacht, immer so mit IBM und Watson hinten dran, oder auch für Head, so einen Racket Finder. Aber das war dann halt noch nicht so bam. Und das kam dann auf einmal mit ChatGPT. Das hat eigentlich alles verändert. Und Ich würde mal sagen, wir brauchen wahrscheinlich auch noch all das, was wir jetzt gesponnen haben, kommt, aber wahrscheinlich erst in zwei, drei Jahren, auch wenn dann noch irgendein vielleicht ein Protokoll, was du gesagt hast, wenn das Protokoll da ist, oder mit Krypto die Verträge, also nicht mit Krypto, einfach auf Blockchain, dass du dann die Verträge dann verhandelst. Das gab es ja auch, aber das ist ja in Vergessenheit geraten.
Markus Dränert
Das ist aber ein sehr schönes Beispiel. Das war auch mal ein riesen Hype. Am Ende ist relativ wenig passiert. Elektromobilität genauso, ein riesen Hype vor acht Jahren. Wo stehen wir heute? Na ja, also wir könnten deutlich weiter sein, wenn man mal die Ambitionsniveaus von ein paar Jahren nimmt. Und ich glaube, das ist wie immer bei diesen Megatrends und AI ist ein Megatrend. Man neigt sehr schnell im Hype zur Übertreibung, was alles geht. Wir malen jetzt hier auch tolle Bilder. Ja, das wird kommen. Die Frage ist aber, wie schnell und in welchem Umfang in der kompletten Breite. Und da gibt es bestimmt auch noch viele Hürden. Da gibt es noch ein Datenschutzthema. Da gibt es wieder irgendwelche regulatorischen Themen, die bestimmt noch reingrätschen, die wir heute noch gar nicht kennen. Es gibt dominante Player, die ihre bestehenden Geschäftsmodelle schützen. Also es gibt da, glaube ich, noch sehr, sehr viele Themen auf dem Weg zu lösen, bis das dass alles so integriert läuft. Dennoch wird es kommen. Darauf müssen wir uns vorbereiten.
Joubin Rahimi
Ich glaube, diese Blockchain-Thematik und Verträge dann aushandeln. Klar, ich habe meine virtuellen Agenten, ich habe dann die Verträge mit der Blockchain. Das passt ja schon mal super zusammen und wenn so Trends sich überlagern, dann wird ja immer so ein Megatrend daraus. Ich sage mal, OpenAI hätte auch so gar nicht funktionieren können, hätte Nvidia mit den Grafikkarten gar nicht die Grundlage dafür geleistet. Das vergisst man auch ganz schnell. Ohne die Grafikkartenpower hätte das ja gar nicht funktioniert in dem Zuge. Siehst du noch andere Trends, die da so reinschwappen können?
Markus Dränert
Na ja, ich glaube, du hast wie immer an so einem Punkt, wenn es Richtung Massenmarkt schwappt und auf einmal ein neues Trend-Thema wird, kommen eigentlich immer marktreife Technologien zusammen und du schaffst damit was Neues, so ein bisschen wie das Smartphone. Ich glaube, das iPhone ist so das beste Beispiel. Apple hat keine einzige der Technologien, die in dem iPhone stecken, im Prinzip erfunden, sondern das, was da war technologisch oft schon seit fünf bis zehn Jahre da war zu dem Zeitpunkt, wirklich so zusammengebracht, dass was Neues entstanden ist und natürlich sehr clever mit dem App Store und dem Business Modell nach vorne gedacht: Wo kann das Ganze denn mal hingehen? Und ich glaube, jetzt mit ChatGPT ist es ja ähnlich. Also AI oder künstliche Intelligenz. Ich habe vorher extra geguckt, ChatGPT gefragt, 70 Jahre. Also vor 70 Jahren fing das ganze Thema mal an. Und ich sage jetzt mal, vor fünf Jahren war es noch Deep Learning. Ich glaube, das war so der Begriff. Sagen wir mal, wie kann ich wirklich mit guten Regeln immer wieder besser lernen, Dinge automatisieren, wo man heute wahrscheinlich sagen würde, das ist AI. Und jetzt gibt es mit ChatGPT einen Durchbruch, eine neue Besetzung des Begriffs und auf einmal ist ein Hype da. Ich glaube, das ist gut. Ich glaube, da stecken wahnsinnig viele Chancen drin. Es hilft immer, wenn ein Thema, ich sage mal, aus der Nerd-Nische rauskommt und in die Breite getragen wird. Und insbesondere, glaube ich, für kleinere Unternehmen, weil da ist ja auch oft die Diskussion: Wer hat eigentlich die größten Chancen? Ich glaube, dass insbesondere kleine Unternehmen einen riesen Vorteil haben, wie immer bei neuen Technologien.
Joubin Rahimi
Weil sie einfach schnell machen und ausprobieren können, oder?
Markus Dränert
Ja, weil es einfach neue Züge … Ich mache immer eine schöne Analogie: Bevor es den PC oder Tablet gab, gab es Großrechner. Das den großen Unternehmen vorbehalten, die wirklich viele Ressourcen und Geld hatten, die überhaupt einzusetzen. Mit dem PC und Laptops konnte es jeder, jeder Selbstständige, jeder Student kann das jetzt nutzen zu einem ganz anderen Preis. So und ähnlich sehe ich das im Prinzip jetzt mit AI. Wie gesagt, AI gibt es seit 70 Jahren. Bisher haben sich große Unternehmen, Institutionen, Versicherer, die Policen haben die auch schon so berechnet. So und jetzt mit mehr Rechenpower, mit ganz anderen Anwendungsmodellen wird das Ganze halt Massenmarkttauglich.
Joubin Rahimi
Und hört auf Markus Worte. Markus hat ja nur gesagt, er ist COO von Intershop, aber die Vita selber liest sich auch total spannend, weil du hast ja auch Start-ups mit aufgebaut für einen Versicherer. Und ich musste gerade noch mal an T-Home oder T-Entertain denken, wo du ja auch mitentwickelt hast oder das maßgeblich aufgebaut hast. Einige Freunde bei mir sind ja auch im Telekom-Konzern und die hatten natürlich alle das schon früh drin. Da haben sie gesagt: Nein, weiß ich nicht, das ist mir zu langsam. Warum? Ich kann es ja so auch gucken. Aber irgendwann hat es jetzt bei uns so einen Klick gemacht: So die Aufnahmefunktion ist so eins, aber dann ist noch Netflix mit dabei, Disney. Also dass du dann so ein Abo hast zu einer besseren Kondition, also kaufmännisch. Und dann fand ich auch wieder: Überlagern sich. Technik ist jetzt einfach ausgereift, läuft. Du hast halt noch diese Add-ons, du hast auch dann das Kaufmännische, so flupp. Ich glaube, das war so ein Punkt, wo es dann auch startet.
Markus Dränert
Ja, wobei, da muss man jetzt ein bisschen zurückgucken. Als wir Magenta TV oder damals entertain aufgebaut haben, gab es in Deutschland ja noch nicht mal Netflix.
Joubin Rahimi
Genau, da gab es …
Markus Dränert
Und es gab übrigens auch noch gar nicht in der Breite die Smart Screens. Das heißt, und da muss man jetzt tatsächlich die Uhr ein bisschen zurückdrehen, was wir damals eigentlich gemacht haben, ist, wir haben mit einer Hardware-Erweiterung – das ist ja im Prinzip Media Receiver – den ich an meinen Fernseher – ich würde den jetzt mal wirklich damals sagen – Fernseher angeschlossen habe und dann habe ich meinen alten TV-Screen eigentlich smart gemacht. Das heißt, wir haben mit Video Load erst mal einen eigenen Streamingdienst, sowohl technisch als auch von den Rechten aufgebaut, weil es das gar nicht gab. Ich würde jetzt zurückblickend eher sagen, als dann Netflix und die Smartscreens kamen, gab es eine ganz andere Konkurrenz, weil das, was wir eigentlich initial gelöst haben, durch, ich sage jetzt mal, den Markt, durch sowohl Gerätehersteller als auch Streaming-Plattformen dann eigentlich da war. Also das heißt, ich würde sogar so weit gehen, dass die initiale Idee von Entertainment oder Magenta TV eigentlich massiven Wettbewerb bekommen hat, weil sie auf einmal out of the box mit den Standardgeräten da war. Aber das vielleicht kurz zur Erläutung und Klarstellung.
Joubin Rahimi
Ja, und auch wichtig für alle, die es hören, weil du hast ja immer wieder Zyklen in deiner Berufslaufbahn mitgemacht, die ähnlich waren und ich sage immer: Erfahrung ist ja eins im allgemeinen Geschäft, aber du hast ja immer wieder Erfahrung in diesem neuen Geschäftsmodell, was funktioniert. Ich wollte einfach noch mal unterstreichen: Dein Erfahrungshorizont war dem, was du gesagt hast, wie wichtig das ist, weil wir das gar nicht am Anfang beleuchtet haben. Was würdest du B2B-Händlern empfehlen, mit Punkt auf AI, so abschließend? Also wenn du eine Sache nehmen könntest.
Markus Dränert
Anfangen! Nein, es geht wirklich darum, machen.
Joubin Rahimi
Ich finde das mega.
Markus Dränert
Es geht wirklich darum, einfach anzufangen und zu machen. Es gibt so viel, was man hört. Es gibt so viel, was man dieses Thema liest. Jeder macht auch irgendwas und man ist dann schon in so einem Druck eigentlich schon fast: Wo fange ich denn jetzt an? Dann gibt es aber irgendwie Sicherheitsbedenken. Wo soll ich denn überhaupt anfangen? Ich glaube schon, dass man sich kurz überlegen sollte, was man macht. Ich glaube, man sollte jetzt nicht einfach nur irgendwas machen. Ein bisschen mal drüber nachzudenken: Was hat jetzt wirklich einen Hebel? Was wird funktionieren? Und womit kann ich auch wirklich einen Business-Wert erreichen? Ich glaube, das ist immer wichtig, wenn neue Technologien reinkommen, weil man auch dann häufig neigt: Ich muss jetzt einfach irgendwas machen, weil der Hype da ist und die neue Technologie da ist. Und ich glaube, noch mal kurz zurücknehmen und zu sagen: Okay, was hat jetzt wirklich auch einen Mehrwert? Super.
Joubin Rahimi
Einfach mal machen. Schreibt Kommentare, lernt. Wir antworten total gerne Und starten. Starten ist viel krasser als denken. Insofern danke, Markus, für all die Insights. Hat mega Spaß gemacht.
Markus Dränert
Ja, gerne. Danke, dass ich hier sein durfte.
Joubin Rahimi
Total gerne. Immer wieder gern. Und ich freue mich auf all eure Kommentare dazu, weil das ist wirklich mindchanging, was jetzt kommt. Und euch allen: Weiße Entscheidung.
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