Kompakt erfährst du in dieser Folge, weshalb „solides Wachstum“ im heutigen Umfeld wie Stillstand wirkt und wie du die Taktung wieder aktiv setzt. Die Folge zeigt, wie du Kapital, Infrastruktur und Daten zielgerichtet ausbaust, AI als skalierbares Ökosystem etablierst und in klar definierten Experimentierfeldern lernst. Ergebnis sind konkrete Schritte für mehr Tempo, belastbare Lernschleifen und einen strukturierten Umbau hin zu nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit.

insights! #123: So denkt Dietmar Dahmen über AI, Swissness und die Zukunft Europas

Du musst einfach rennen, weil die Welt schneller wird. Die Taktung kommt nicht mehr von dir, sondern von außen. Wenn Asien mit 100 Prozent Wachstum marschiert und du dich über zwei Prozent freust, fällst du im Vergleich zurück. Die Frage ist: Willst du mitrennen oder schaust du nur zu? Zuschauer sein ist keine Option.
Die neue Geschwindigkeit des Marktes
Wurzeln stärken, Krone strecken
Kapital ist mehr als Startgeld
Mut statt Ausreden
AI wächst wie ein Garten
Künstliche Intelligenz ist kein Tool, das du einmal installierst. Sie ist ein Ökosystem, das gepflegt werden muss. Deine Mitarbeitenden nutzen AI wahrscheinlich längst – manchmal heimlich, weil klare Regeln fehlen. Hier liegt deine Chance: Schaffe eine Umgebung, in der AI wachsen darf.
Das heißt: Datenräume öffnen, Silos abbauen und Feedbackschleifen etablieren. Als Führungskraft musst du keine Prompts schreiben können, du musst dafür sorgen, dass AI in deinem Unternehmen Wurzeln schlägt. Nicht der beste Programmierer gewinnt, sondern der beste Gärtner.
Regulierung als Leitplanke
Probleme sind keine Stoppschilder
Transformation heißt Umbauen, nicht Polieren
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Joubin Rahimi
Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von insights! Mein Name ist Joubin Rahmi und heute dabei Dietmar Dahmen. Hallo Dietmar.
Dietmar Dahmen
Hi, Joubin. Ich bin froh, dass ich da bin. Sensationell.
Joubin Rahimi
Ja, wir auch. Du wohnst ja eigentlich in Wien und bist jetzt hier im schönen Dortmund. Danke, dass du die Zeit genommen hast, hierher zu kommen. Mit Dietmar verbinde ich etwas relativ Langes schon. Das weiß Dietmar nur noch nicht. Vor sieben oder acht Jahren habe ich den ersten Vortrag von dir gesehen und die Slides fand ich so Hammer. Nicht nur die Slides, aber auch die Geschichte dazu. Es gab da so eine Phase, wo du gesagt hast: Oh, ich habe ja nur eine halbe Stunde, aber ich habe noch 150 Slides. Ich mache da mal schneller. Ist egal, ob ihr mitkommt oder nicht, aber die Welt dreht sich schnell. Zack. Wie schnell dreht sich die Welt, Dietmar?
Dietmar Dahmen
Ja, ich glaube, was das Tolle an deinem Beispiel ist, ist, wenn sich die Welt schneller dreht und du diese 150 Slides hast, also in deinem Fall vielleicht 150 Kunden bespielen möchtest, 150 Jobs noch haben willst, dann kannst du nicht sagen: Tut mir leid, ich mache das nicht. Du musst einfach rennen. Du musst einfach mit schneller werden. Das heißt, die Taktung wird vorgegeben in einer Welt, die ist außerhalb von dir. Du gibst die Taktung nicht mehr vor. Und wir müssen uns vorstellen, wer gibt die Taktung im Moment vor? Und ganz klar, meiner Meinung nach, Asien gibt eine Taktung vor, die richtig, richtig anzieht. Und wenn ein anderer die Taktung vorgibt und Asien explodiert und du immer noch wächst, aber so, wächst du irgendwann mal nicht mehr, sondern du fällst zurück, im Vergleich zu Asien. Zu dir selber wächst du vielleicht und sagst: Hey, wir haben zwei Prozent Wachstum yay, aber wenn die anderen eben 100 Prozent Wachstum haben, um irgendwas zu sagen, dann fällst du in Wirklichkeit zurück. Und du musst dir überlegen: Willst du mitrennen oder willst du nicht mitrennen? Wir sind in dem Ding, nicht um die Zuschauer zu sein. Deutschland ist nicht ein Zuschauer. Deutschland ist ein Macher. Und das heißt, wir müssen die Taktung erhöhen und wir brauchen dazu wahrscheinlich Ressourcen und Denken und politischen Support, wirtschaftlichen Support und so weiter und so fort.
Joubin Rahimi
Da würde ich gerne noch mal einhaken mit dem Wachsen. Das ist so ein schönes Bild. Wenn wir halt alles Bäume sind und einige Bäume sehr schnell hochwachsen und wir als kleiner Baum langsam hochwachsen, bekommen wir irgendwann keine Sonne mehr. Ja, genau. Oder dann wachsen wir gar nicht mehr, sondern wir sterben dann ab. Oder passt das Bild?
Dietmar Dahmen
Ja, das Bild passt sensationell gut, irgendwie. Es ist ein richtig tolles Bild und genauso ist es. Und wir müssen einfach gucken, um uns herum, die anderen Bäume wachsen. Und die anderen Bäume bist nicht du. Du kannst jetzt nichts dagegen tun und du kannst sie auch nicht absägen oder das wollen wir zumindest nicht. Und deshalb muss man eines machen: selber wachsen. Und, um selber zu wachsen, brauchst du im Prinzip einige Dinge. Auf der einen Seite brauchst du, ich nenne das mal Dünger oder Boden oder Nährstoffe. Das ist bei uns Energie, das ist bei uns Geld. Auf der anderen Seite musst du im Prinzip selber ein toller Baum sein und das sind bei uns die ganzen Wissenschaftler, die Hochschulabgänger und so weiter und so fort. Und wenn ich mir Deutschland anschaue, dann komme ich eigentlich zu dem Schluss, dass wir die Hochschulabgänge haben, das Knowledge eigentlich haben, die Expertise eigentlich haben, aber drumherum fehlt es eben. Es fehlt eigentlich an Kapital und es fehlt an Infrastruktur.
Joubin Rahimi
Und wer könnte den Rahmen bieten? Kann ich jetzt als Unternehmen sagen: Okay, ich muss drauf warten, oder? Das ist immer eine scheiße Idee, das zu machen. Ja, ja, ja.
Dietmar Dahmen
Warten ist immer eine schlechte Idee, besonders wenn die anderen anziehen. Es gibt im Prinzip zwei Sachen, die wichtig sind: Auf der einen Seite wird wahrscheinlich die Politik etwas machen müssen. Wir müssen eigentlich eine Infrastrukturpolitik haben, die kann nicht ein einzelnes Unternehmen machen. Und bei der Politik ist das so, dass die sich eben überlegen wollen und das ist genau der Punkt, den du gesagt hast mit dem Baum, wie schnell können wir realistisch, aber trotzdem zielgerichtet und mit Power und wenn wir noch Bagger holen und so weiter, schaffen, dass die Infrastruktur so gut ist, dass unser Baum relativ schnell mitwachsen kann. Das geht wahrscheinlich nicht von heute auf morgen, aber wenn das in zehn Jahren ist, ist es zu spät, dann sind wir tot. Das Ding ist einfach so. Das heißt, wir müssen jetzt im Prinzip anfangen, das zu tun. Das ist das eine, was wir brauchen. Was ich aber auch noch sehe, das ist das, was Unternehmen machen können und was eigentlich auch jeder andere machen kann, ist Kapitaleinsatz. Wenn ich mir Nordrhein-Westfalen zum Beispiel angucke, dann sehe ich, dass da astrein viele Start-up sind mit tollen Ideen. Und es funktioniert meiner Meinung nach immer nur die Seed-Finanzierung, so die ersten 100.000 oder irgendetwas. Aber irgendwann kommen dann 100 Millionen.
Joubin Rahimi
Series A, B, C.
Dietmar Dahmen
Ja, und so weiter. Und dann steigen die Leute aus und dann gehen eben die Start-ups gehen dann, keine Ahnung, in die Schweiz oder vielleicht nach USA oder irgendwo anders hin, weil dort das Geld ist. Wenn du dir anschaust, wie viel Summen investiert werden, dass NVIDIA jetzt im Prinzip sagt mit OpenAI: Weißt du was? Wir machen eine Kooperation und legen einfach mal ein paar Milliarden auf den Tisch. Dann sagt OpenAI: Ich brauche denn, wie heißt der, iPhone, Apple, ich kaufe das Unternehmen für eine Billarde. Das sind Summen, die sind unfassbar. Wo kommen die Summen her? Auf der einen Seite sicherlich von Investoren innerhalb Amerikas, aber und das ist ganz wichtig auch von Investoren außerhalb Amerikas. Es gibt sicherlich Deutsche, die Nvidia-Aktien haben und so weiter und so fort. Und die Frage ist einfach: Können wir es nicht schaffen, einen so attraktiven Standort zu machen, dass auch wieder in Deutschland vielleicht externes Kapital investiert wird?
Joubin Rahimi
Weil per se ist ja Geld da. Ja, genau. Also du hast kein Geld da. Das Geld ist ja da.
Dietmar Dahmen
Genau, das Geld ist da und das muss einfach nur im Prinzip zurückkommen. Und die Leute müssen das Vertrauen haben, dass dieses Geld, was ich investiere, in so und so viele Jahren irgendeinen Profit abwirft. Und dieses Vertrauen muss wahrscheinlich eben die Regierung mitschaffen und aber auch die Unternehmen. Jedes Unternehmen selber muss sich überlegen – und um das, jetzt das runterzubrechen auf ein Unternehmenslevel –, bin ich in dem Rennen, einfach nur dabei zu sein? Ihr habt auch am Rand teilgenommen, und da kriegst du so eine schöne Dings. Oder willst du auf dem Treppchen stehen? Und wenn du dir überlegst, wieder NRW. Ich schaue mir irgendwie an, ich fahr durch das Ruhrgebiet und du hast diese ganzen, ich nenne das mal emotionalen Bilder von alten Bergbaustollen und alten Stahlwerken und so weiter und so fort. Und das waren nicht irgendwelche Bergbaudinger und irgendwelche. Das waren Top drei der Welt, nehme ich mal an.
Joubin Rahimi
Wir sind ja auch in so einem Gebäude.
Dietmar Dahmen
Ja, das ist das absolute Top-Gebäude. Und ich habe mir überlegt, ein Stahlwerk kaufst du auch nicht für 100.000 D-Mark damals. Da sind auch riesige Investitionen reingeflossen. Da ist Kapital reingeflossen von Unternehmen. Es gab einen politischen Willen. Es gab all diese Dinge, die das ermöglicht haben. Und heute musst du das auch machen. Willst du mit vorne sein? Willst du mit vorne dabei sein oder eben nicht?
Joubin Rahimi
Und jetzt, welche Themen gehen gerade ab? Es ist KI, es ist Robotik, es sind Quanten. Digitalisierung ist ja kein Thema, was abgeht, sondern das müssen die Menschen ja machen. Hier gibt es eine spannende Studie. In Deutschland wird nur 1,4%, also geben die Unternehmen nur 1,4% aus für Digitalisierung ihres Umsatzes. Österreich beispielsweise liegt bei vier. Und das ist sicherlich zu wenig in dem Zuge.
Dietmar Dahmen
Ja, absolut. Du kannst nicht mit 1,4% denken, dass du Weltmeister wirst. Und das heißt, das klingt für mich so ein bisschen wie so ein Mitschwimmen. Ich muss irgendwie mitschwimmen, also diese Ehrenteilnahme mitnehmen sozusagen. Und das ist nicht das Ding. Und die Wahrscheinlichkeit, wenn ich jetzt irgendeinen frage: Wird es in fünf oder zehn Jahren mehr KI geben? Ja, oder? Die werden sagen: Ja. Wird es mehr Quantendings geben? Also Quantencomputing geben? Ja. Werden wir mehr Energie brauchen für diese Dinger? Ja. Werden wir mehr Server haben müssen? Ja. Das heißt also im Prinzip, jeder weiß, dass der Markt nach vorne geht und du musst eine Transformation machen und die Transformation orientiert sich als Ziel an die Zukunft und nicht an die Vergangenheit. Du musst die Vergangenheit abkappen.
Joubin Rahimi
Und das sehen wir ja auch. Also ich sage mal, Automotive, das klassische, hat es total schwierig. Elektroautomotive, weltweit gesehen, geht ab wie Schmitz Katze. Da sage ich: China hat 100, 120 neue Marken gelauncht. Da sind wir nirgendwo dabei.
Dietmar Dahmen
Ja, aber was ich da finde, zumindest jetzt irgendwie nach der IAA und so weiter und so fort, es gibt ein Challenge-Niveau. Es gibt nicht mehr dieses Ding irgendwie: Schade, jetzt haben wir das auch noch verpasst. Was eigentlich so eine Haltung ist. Wir haben unheimlich oft so eine Haltung: Das haben wir jetzt eh schon verpasst. Was kann man da noch machen? Das Rennen ist gelaufen. Das Rennen ist original nie gelaufen. Ki hat angefangen vor drei Jahren. Also natürlich vorher, aber ich sage mal, die Generative AI, LLM und diese ganzen Blow-out-Geschichten. Das Rennen fängt gerade an und du kannst nicht sagen: Tut mir leid, haben wir schon verpasst. Du musst jetzt einfach Gas geben und der Abstand wird immer größer. Wenn du jetzt nicht anfängst zu rennen, ist das schlecht. Und ich finde, bei der Autoindustrie gibt es echt so ein Challenge-Niveau, dass zumindest die deutschen Autohersteller mal gesagt haben: Jetzt wollen wir mal sehen. Klar sind die Chinesen im Moment weit vorne und klar ist jetzt sogar Porsche delistet und so weiter und so fort. Also tragische Dinge für die deutsche Autoindustrie. Aber auf der anderen Seite haben sie das erkannt und sie fangen an zu handeln. Und sie fangen an zu handeln mit dem Ding, Challenge-Niveau, das wollen wir mal sehen. Jetzt drücken wir richtig drauf. Und nicht, was ich vorher gesagt habe, Angst-Niveau. Schon verpasst, tut mir leid, jetzt können wir gar nichts mehr machen.
Joubin Rahimi
Jetzt kurz mal auf Porsche. Wir haben ja gesagt, wir gehen auf Elektro, jetzt rudern sie wieder zurück? Ja. Wie ist so deine Einschätzung dazu? Du warst ja auf der IAA beziehungsweise hast du dir das dann angeguckt.
Dietmar Dahmen
Ja, genau. Meiner Meinung nach eine Nischenmarktstrategie. Die werden das ja nicht aus Dummheit gemacht haben. Und wahrscheinlich gibt es so eine Tendenz, wo dann im Prinzip irgendwie gesagt wurde: Ja, in der Nische sind wir immer noch die Nummer Eins und wir sind eigentlich sowieso ein Nischenprodukt und lass uns doch noch ein bisschen mehr in die Nische gehen. Nischenstrategien haben wahnsinnig viele Vorteile. Der Vorteil ist, dass du eben, das heißt dann immer Category King, also der König in deiner Nische sein kannst. Und der Porsche wird sicherlich mit Ferrari und so weiter und so fort König dieser Nische sein, aber am Gesamtmarkt gesehen natürlich weniger. Das heißt, du entscheidest dich eigentlich: Am Gesamtmarkt spiele ich nicht mehr mit, sondern ich gehe auf die Nische und bin da Category King.
Joubin Rahimi
Was total valide ist, wahrscheinlich.
Dietmar Dahmen
Ja, genau. Das werden die sich auch überlegt haben.
Joubin Rahimi
Und für Unternehmen im Allgemeinen, die dann sagen: Okay, was mache ich mit AI, mit Robotik? Wie nehme ich die Menschen mit?
Dietmar Dahmen
Was da ein ganz wichtiger Punkt ist, den ich irgendwie finde, ist, wenn man sich jetzt überlegt, wie AI generell funktioniert. Wir wissen alle, generell programmierst du ja nicht, also AI programmierst du nicht, sondern auf Englisch sagt man ‚you grow it‘. Also du wächst. Du nimmst einfach nur Daten und die AI bildet sich dann sozusagen selber aus. Das heißt, es ist nicht eine Programmier-Expertise, die du unbedingt brauchst. Und wenn du das jetzt auf Unternehmen herunterbrichst, würde ich sagen, der CEO braucht nicht unbedingt AI zu verstehen. Der Beste ist nicht der am besten AI versteht. Der Beste meiner Meinung nach, ist der, der ein Umfeld baut, in dem AI im Unternehmen am besten wachsen kann, in dem du also einfach den Leuten erlaubst, AI zu verwenden, in dem du das förderst und in dem du nicht irgendwelche kleinen Silos machst, sondern das wirklich ins Unternehmen hineinbringt, dass es wächst. In Österreich ist es so: 75% der Angestellten in Österreich verwenden AI im Job, viele davon heimlich. Also das heißt, der Arbeitgeber dreht es ab und dann gehst du eben ans Handy und machst irgendetwas. Fast das Gleiche. Genau. Das heißt aber, du kannst dem nicht entgehen. Es wird einfach gemacht und du musst jetzt einfach ein Umfeld schaffen, in dem du das steuerst und in dem du die ganzen Kräfte nutzt. Und die Kräfte kommen sicherlich dann, wenn AI überall integriert ist und wenn es nicht nur einfach kleinere Silos gibt.
Joubin Rahimi
Die EU hat ja auch gleich eine Regelung gefunden, das AI Act Gesetz. Wie ist deine Bewertung des Gesetzes?
Dietmar Dahmen
Also was das Gute an Gesetze finde, ist, wenn Gesetze Leitfäden geben, also Richtungen und Leitplanken und so weiter und so fort. Und wir wissen alle, dass AI Nachteile haben kann, wie alles, und AI Vorteile haben kann, wie alles. Also das ist einfach bei allen Dingen immer so. Und ich glaube, das Wichtige ist, dass man einfach darauf achten muss, dass die Vorteile nicht zu stark gebremst werden. Man muss also im Prinzip wissen, dass es einige Dinge gibt, die muss man dann auch illegal machen und so fort, aber du kannst jetzt nicht das gesamte Ding stoppen. Also genauso wie bei Autos, weil wir vorhin über Autos geredet haben, natürlich passiert da mal ein Unfall. Du kannst nicht, weil da eben ab und zu mal ein Unfall passiert, sagen, es gibt keine Autos mehr. Aber du musst natürlich machen, dass der Unfall illegal wird oder dass es da eben gesetzliche Regelungen gibt. Das heißt also, als Steuerungssystem finde ich das gut. Das Einzige, was man eben wissen muss, ist, es darf uns nicht zu stark bremsen. Und ich glaube, dass gerade in der jetzigen Zeit mit den jetzigen Situationen und dem jetzigen Druck, den wir auch auf der ganzen Welt bei ganz vielen Themen spüren, dass da ein Erkenntnis ist: „Wir können uns jetzt nicht mehr bremsen. Wir müssen jetzt einfach Vollgas geben.
Joubin Rahimi
Kann ich sogar aus der eigenen Firma jetzt gerade erzählen. Wir haben eine Kundensituation gehabt. Der Kunde wollte mit uns gehen. Wir waren immer über sein Budget. Er hatte aber einen anderen Dienstleister, der passte in sein Budget, war auch noch deutlich drunter. Aber wir können nicht runtergehen. Der andere kauft sich das, wir nicht, wir kaufen uns das nicht. Und irgendwann hat er gesagt: Ich möchte mit euch gehen, ich möchte mit dem anderen nicht gehen. Das wird Kacke. Dann habe ich gesagt: Ja, dann hebt das Budget hoch. Und wir haben dann immer hin und her geschrieben, WhatsApp-Nachrichten ausgetauscht. Da war ich: Okay, ich habe eine Idee. Die Idee ist, wir nutzen alles, was AI bietet. Du bist unser erster Prototyp, dass wir eine AI-Fabrik aufbauen, aber du packst keine Stöcke rein, von wegen Datenschutz. Das darfst du nicht, das darfst du nicht, das darfst du nicht, das darfst du nicht. Wir machen fully blown einfach alles, was generell geht. Das sprechen wir natürlich ab, aber wir geben alles hin und wir machen vorher so einen Hackathon. Hackathon gemacht, wir haben da auch deutliche Einsparungen gehabt und auch die Kritiker bei uns, weil die Softwareentwicklung verändert sich, haben gesagt, ist mega und damit haben wir jetzt gestartet. Jetzt kommt der Treppenwitz. Währenddessen haben wir dann gesagt: Okay, Change Request beispielsweise. Ist was ein Change Request oder nicht, kann das System voll geil erkennen. Da muss man auch nicht großartig AI-Systeme trainieren. Das gibt es schon von anderen beispielsweise. Und ich so: Nein, ihr dürft das nicht nutzen. Also in unserem Konzern. Warum nicht? Wir haben ja andere Kunden und dann dürft ihr es nicht nutzen. Wir wollten innovativ sein und was in der Unternehmung selber, weil wir da natürlich einen Datenschutzbeauftragten haben, einen Informationssicherheitsbeauftragten und so weiter, haben wir gesagt: Okay, wir bauen mal eine Parallelwelt auf. Und das ist eigentlich der Clou gewesen: Okay, wir müssen erst mal parallel aufbauen, damit du schnell bist und dann kannst du wieder reinscheren. Aber das war so unsere Erfahrung.
Dietmar Dahmen
Aber es ist trotzdem so, wir kennen ja alle das wunderbare Beispiel mit der Kette und dem schwächsten Glied. Wenn du dich immer an dem schwächsten Glied orientieren musst, wirst du nie eine ordentliche Kette machen müssen. Was du dann gemacht hast, ist: Weißt du was? Wir machen einfach eine andere Kette und dann hauen wir die dann eben irgendwo mal rein. Ja, wir machen eine andere Kette und die hauen wir nach vorne? Genau, genau.
Joubin Rahimi
Und irgendwann können wir ersetzen. Aber siehst du solche Sachen auch bei anderen Unternehmen oder andere Techniken, dem entgegenzukommen, weil das hast du ja immer.
Dietmar Dahmen
Also was ist das Gute … Ich sage mal, was das Gute ist. Oder ich fange noch mal von vorne an. Bei ganz vielen anderen Unternehmen sehe ich dass es einen Blocker gibt. Den Leuten fällt sofort ein, was die nicht wollen, warum das nicht geht. Das nicht geht. Genau.
Joubin Rahimi
Das ist auch einfach. Genau.
Dietmar Dahmen
Das ist auch einfach. Da brauchst du einfach nur sagen: Macht die Speisekarte auf, Schnitzel mag ich nicht.
Joubin Rahimi
Da gibt es ein Gesetz, das klingt so …
Dietmar Dahmen
Kann jeder sagen, das ist einfach … Also nicht mögen, nicht gut finden, nicht machen wollen, geht wunderbar einfach. Da brauchst du keine Expertise. Die Expertise brauchst du dann, ist okay, du magst das nicht, das geht nicht. Was können wir dann machen. Und ich finde, ich mache relativ viel global. Und wenn du dir zum Beispiel den generellen amerikanischen Ansatz ansiehst, der ist eigentlich immer … Das wollen wir mal sehen. Dann fällt mir aber im Prinzip noch das ein. Da gibt es tatsächlich dieses gelebte Ding: Das Problem ist nicht ein Stopper, sondern das Problem ist eine Hürde und da komme ich irgendwie drüber. Und in Deutschland, kulturell, gibt es ganz, ganz viele Leute, die automatisch sagen: Problem ist Stopper. Wenn du also zum Beispiel sagst, Hydrogen, also Wasserstofffahrzeug, dann fällt dir so: Geht nicht wegen. Statt wir brauchen das, wir brauchen das, da ist ein Problem. Nämlich immer, wenn du ein Problem weißt und das Problem spezifizieren kannst und sagen kannst, da ist das Problem, kannst du ja im Prinzip rauskriegen, wie du das Problem irgendwie löst. Besser, als wenn es nirgendwo löst ist. Und was ich bei dir eben sensationell finde, und das müsste dann eigentlich jedes Unternehmen davon lernen, ist: Okay, ich respektiere das Problem, aber gib nicht auf. Sag nicht ja dann eben nicht, sondern weißt du was? Wir machen eine Parallelwerte. Tuck, tuck, tuck, gucken mal, klicken es dann wieder ein. Also sensationell, Bombe gemacht.
Joubin Rahimi
Aber die … Danke, darauf wollte ich gar nicht hinaus, sondern …
Dietmar Dahmen
Nein, aber das ist dieses Ding. Das heißt, wir haben alle diese Probleme, wo wir im Prinzip sagen: Geht nicht, weil … und dann ist bei ganz vielen Unternehmen Geht nicht, weil …, „Pum, zack, Stopp.
Joubin Rahimi
vorbei
Dietmar Dahmen
Vorbei. Das ist ein Killer-Argument. Das ist kein Killer-Argument, das ist ein Growth-Argument. Das ist ein Ding, um zu wachsen und anders zu wachsen, als du bisher gemacht hast. Hier steht eine Pflanze. Wir haben vorhin über Bäume geredet. Jeder Baum sagt nicht, wenn er nach oben geht, es wäre eigentlich viel besser da, scheiße, dass ich hier bin, sondern er macht „Mmm, und wächst im Prinzip so. Da ist die Sonne. Ja, genau. Und lehnt sich zu der Sonne. Das musst du im Prinzip auch machen.
Joubin Rahimi
Diese Mentalität, da hast du ja gesagt, ist eine deutsche Mentalität. Wo siehst du in Europa noch andere Länder, die eher so eine aktive Mentalität nach vorne haben?
Dietmar Dahmen
Ach so, Schweiz. Ja? Also Vollgas Schweiz. Also Schweiz ist ja auch immer irgendwie Innovationschampion und so weiter und so fort. Also in der Schweiz gibt es ganz klar so ein Ding, wenn wir über AI reden, zum Beispiel, wissen wir alle, dass Schweiz jetzt eben Apertus gemacht hat mit der ETH Und Apertus ist natürlich ein hochwissenschaftliches Ding, ist eben von der Universität. Aber dennoch ist der Ansatz nicht gewesen: Jetzt mache ich auch eine AI wie die anderen, sondern ich mache die offen. Das ist das erste offene System. Ich habe die Prozesse offen, jeder kann da mit programmieren, so eine Art Linus-Welt nur eben für AI.
Joubin Rahimi
Kannst du ein bisschen was zu Apertus sagen?
Dietmar Dahmen
Also Apertus ist eine AI, die von der ETH Zürich, die auf dem, ich glaube, der heißt Alpine Servern, auf eigenen Servern in der Schweiz läuft, die also extrem sicher sind und die extrem, sagen wir mal, auch genug Power liefern können, also Rechenkapazität liefern können und so weiter und so fort. Und der Kernidee der ETH war nicht: Wie kopiere ich jetzt Open AI oder Deep Seek oder irgendwelche anderen?, sondern wie mache ich etwas, was in der Zukunft hochrelevant ist und was eine wirkliche Innovation ist? Und diese hochrelevante, wirkliche Innovation war, offene Systeme zu machen zum ersten Mal in der AI. Und das heißt also, die ETH hat dann sehr lange an diesem Ding gearbeitet. Also sehr lange heißt, weiß nicht, zwei Jahre, also nicht mehr 50 Jahre, und hat es jetzt im Prinzip vor kurzem veröffentlicht. Wenn man jetzt Apertus nutzt, also jeder kann es eben nutzen, jeder kann auch reinschauen, jeder kann es programmieren, merkt man, dass es im Moment sicherlich noch eher, ich nenne das mal ein akademisches Produkt ist. Das heißt, es sieht jetzt nicht aus wie ein Marketingprodukt. Es ist jetzt nicht so slick wie ChatGPT zum Beispiel, aber du erkennst, es ist zum ersten Mal ein Ding, was tatsächlich Operation mit AI revolutioniert in einer völlig neuen Art und Weise. Und es wurde publik gemacht, wenn ich mich richtig erinnere, vielleicht, sagen wir mal vor einem Monat. Das heißt, wir sind ganz jung und jetzt kann jeder mitprogrammieren, jeder Mitgestalten, ähnlich wie damals bei Linux. Also es ist ein völlig neues System, wo dann neue Möglichkeiten kommen, dass Schweiz wieder für Europa wieder eine Führerschaft in einem bestimmten Bereich holt. Und das, finde ich, ist ein sensationelles Ding. Ähnliche Sachen in der Schweiz. Wir haben vorhin über die IBM geredet, ganz viele Nobelpreise. Wir haben über Quantencomputing geredet, ganz viel Innovation. Wir haben über Robotics geredet. Schweiz ist auch da ganz weit vorne. Und das Ding, was ich da eigentlich sehe, ist ein extrem guter Mix aus, ich nenne das mal Attitüde, die die Schweiz Swissness nennt.
Joubin Rahimi
Okay, Swissness? Was bedeutet „Swissness"?
Dietmar Dahmen
Was früher mal wahrscheinlich deutsche Wertarbeit war. Also Swissness bedeutet eigentlich Perfektion. Und ich arbeite viel mit schweizer Unternehmen zusammen und die sagen: Ja, schon gut, aber wir brauchen noch ein bisschen Swissness auch. Und die Swissness ist dann eben noch einen Tick besser, noch einen Tick sicherer. Deshalb läuft Apertus zum Beispiel auf dem Server in der Schweiz und so weiter und so fort. Das heißt also, wir bauen jetzt ein hochqualitatives, innovatives Produkt. Und das ist ganz anders als schneller Massenmarkt, einfach mitmachen. Das Problem, was ich da wieder sehe am Ende des Tages ist wieder meiner Meinung nach ein finanzielles Problem, in dem Fall vielleicht sogar ein Marketingproblem. Marketing für ChatGPT ist gigantengroß, deshalb nutzt jeder ChatGPT. Wir haben auch in Deutschland wahnsinnig viele hochinnovative AI-Lösungen, die aber einfach das Budget nicht haben, um sich bekannt zu machen.
Joubin Rahimi
Und die waren auch nicht die ersten, bei ChatGPT war es ja der erste, so ausgekommen ist.
Dietmar Dahmen
Ja, genau.
Joubin Rahimi
Das ist dann einfacher.
Dietmar Dahmen
Aber dennoch, wenn man sich überlegt, man kann auch, also Perplexity zum Beispiel, Claude und so weiter. Perplexity hat ja jetzt mit Comet den AI-Agent rausgegeben, den im Prinzip jeder nutzen kann. Und was da das Tolle ist, finde ich, ist, dass du in diesem Rennen wieder irgendeinen bestimmten Punkt machst. Ich bin zwar nicht der Erste gewesen mit General AI, aber ich bin jetzt der Erste mit einem Agenten und so weiter und so fort.
Joubin Rahimi
Das Rennen geht noch weiter, wie du am Anfang gesagt hast.
Dietmar Dahmen
Das geht immer weiter und du musst einfach innovativ sein und du musst im Prinzip, finde ich, dir überlegen: Wie definiere ich jetzt diese Kategorie? Das ist bei Perplexity und Komet eben Agentic AI. Und wie werde ich da Category King? Und wenn du nicht Category King bist, dann musst du, sagen wir mal, so Top drei sein. Also niemand weiß bei dem Rennen mehr, wer der vierte Platz war.
Joubin Rahimi
Ich habe zwei Fragestränge bei mir im Kopf. Da kannst du überlegen, welchen du haben möchtest. Der eine ist, wir haben noch mal Robotik und Quanten. Wie verändert sich da oder was kann dabei kommen? Also wie verändert sich dadurch das Umfeld? Ja. Und das zweite ist: Unternehmen – und ich nehme mal ein Bild von dir, die vorher ein Rennpferd waren, auf der Rennlaufbahn und ein Derby gemacht haben. Wie müssen die sich verändern? Weil jetzt ist es gar keine Rennbahn mehr, sondern es ist ein Meer. Ja, genau. Also die beiden … Was magst du lieber?
Dietmar Dahmen
Ja, fangen wir mit dem an und danach machen wir das. Ja, genau.
Joubin Rahimi
Also wie müssen sich Unternehmen denn jetzt verändern? Weil es verändert sich ja total viel. Hast du da so eine Idee, was eine gute Ausrichtung ist für all die Unternehmen, die jetzt …
Dietmar Dahmen
Also das Wichtige ist, jedes Unternehmen macht den Gewinn am Markt, nicht in sich selber.
Joubin Rahimi
Für jemanden halt, ne?
Dietmar Dahmen
Die bezahlen sich nicht selber, sondern ein anderer bezahlt die. Und der andere ist außerhalb von dir selber.
Joubin Rahimi
Ich finde das ganz spannend. Das wird manchmal vergessen bei den größeren Unternehmen.
Dietmar Dahmen
Ja, ja, genau. Unheimlich viele Unternehmen sagen: Nein, wir operieren für uns und wir machen in unserem System irgendetwas. Und das ist auch das, was wir vorhin gesagt haben: Dann feiern die Unternehmen: Wir haben eh ein Wachstum von zwei Prozent und schauen nicht, dass die anderen gerade schon im exponentiellen Wachstum sind. Also du musst dir immer gucken, was passiert außerhalb von dir. Und der Markt hat eben bestimmte Anforderungen. Und jetzt bist du ein Unternehmen und die können zum Beispiel … Da erfinde ich jetzt mal ein Unternehmen, was ein Auto gebaut hat und das Auto fährt sensationell auf Land. Und jetzt kommst du plötzlich ans Meer und dann sagst du: Weißt du was? Jetzt fahr ich mit dem Auto im Meer. Und es wird nicht gehen. Du kannst mit dem Auto nicht im Meer fahren. Dann sagst du: Auto, warum? hast du keine Räder mehr? doch klar, hab ich Räder, Fahrer. hast du kein Steuer mehr? doch klar, hab ich einen Steuer. Und das Ding wird aber nicht funktionieren. Du musst die Karre umbauen und du musst dich sozusagen zu einem Boot transformieren, um im Meer zu fahren. Und wenn du diese Transformation nicht machst, gehst du unter. Und selbst wenn du in der Welt draußen, auf dem festen Boden, das fetteste Auto hattest, vielleicht sogar einen Jeep oder irgendein riesen Ding, wo du sagst: Ich kann in jedem Umfeld fahren, im Meer nicht mehr. Das heißt, wir sind heute in einer Welt, die ist viel liquider geworden. Die hat ganz andere Anforderungen und du musst dir anschauen: Was will die Welt? Wie sieht die Welt aus und wie servisiere ich dann? Und wie muss ich mich selber umbauen, um da die Nummer Eins zu sein, um da schnell nach vorne zu kommen? Und ganz viele Unternehmen machen das nicht. Jeder sieht es. Jeder Unternehmer, den du fragst, wird AI wichtiger, wird sagen: Ja, es wird wahnsinnig wichtiger. Und da gibt es einen ganz einfachen Tipp. Ich wohne ja in Wien und in Wien gibt es ganz viele Psychoanalytiker und Analyse und Berater und so weiter und so fort. Und da gibt es einen ganz einfachen Tipp: Wenn du zum Beispiel sagst: Ich möchte eine riesige Veränderung in meinem Leben. Soll ich die machen, ja oder nein? Dann sagt der Analytiker: Wissen Sie was? Gerade war jemand da, der hatte ein ähnliches Problem. Blablabla. Beschreibt das Problem nur ein bisschen anders. Was soll dieser Mensch machen? ja, der soll das auf jeden Fall tun. Du hast sofort eine Antwort, was ein anderer machen muss. Das heißt, du musst dir als Unternehmen überlegen: Was soll ein anderes Unternehmen machen?Ja, VW muss unbedingt Vollgas in Robotics und Vollgas in AI … Und dann machst du es einfach selber.
Joubin Rahimi
Das stimmt für dich auch. Man entkoppelt sich von diesen ganzen Abers und geht nicht, oder?
Dietmar Dahmen
Ja, genau. Beim eigenen Unternehmen … Also ich selber mache es natürlich nicht. Aber auch im eigenen Unternehmen kannst du das machen. Da kannst du dann sagen: Wenn du zum Beispiel im Marketing arbeitest, kannst du sagen: Was sollte die Produktion machen? ja, die muss unbedingt mehr AI ansetzen. Und dann machst du es einfach selber. Wir haben die Antworten ja in uns. Wir sind ja nicht blöd, wir wissen ja, wie es geht. Wir haben nur diese ganzen Ja-Abers in uns.
Joubin Rahimi
Wir machen es halt nicht so. Ja, genau. Okay, ja super. Danke für den Bereich. Ja, genau. Und der zweite war im Endeffekt: Was verändert sich allgemein im globalgalaktischem Markt durch Quantenphysik, Quantencomputing und Robotic?
Dietmar Dahmen
Wenn wir gerade an Digitalisierung sehen, war es im Prinzip mittlerweile so – ich nenne das mal –, dass Digitalisierung – uns mehr Brain Power vorgegeben hat. Wir können theoretische Fragen besser beantworten und so weiter und so fort. Aber wir hatten auch keinen Muskel. Das heißt, selbst ChatGPT kann die Vase nicht hochheben. Chatgpt kann dir sagen, dass das eine Vase ist, kann dir vielleicht irgendwelche anderen Dinger sagen, kann die aber nicht bewegen. Und vorher hatten wir im Prinzip irgendwann auch einmal dumme Muskeln. Das waren Roboter, die konnten im Prinzip so machen, aber mehr nicht. Und jetzt gibt es eben die Verschränkung, ich nenne das mal von Geist und Muskel. Und wir haben plötzlich teilweise sogar humanoid-aussehende Roboter und vielleicht andere Dinge. Auf jeden Fall können wir der Idee und der Aufgabe die nötige Power geben, um diese in der Realität umzusetzen. Wir hatten vorhin gehört, dass es nicht mehr Silolösungen gibt – es gab eigentlich nie Silolösungen –, sondern dass jede Lösung im Umfeld operieren muss. Und bisher war das eben so, dass ChatGPT mir irgendetwas sagt oder OpenAI sagt mir etwas und ich mache das. Und jetzt gibt es zwei große Splits. Der eine Split ist, solange das noch immer irgendwie digital ist, wie zum Beispiel Kaufen eines Tickets oder so, kann das ein Agent für mich machen oder scrollen von Webseiten, was gerade Buzzworder sind, Marktanalysen und so weiter und so fort. Das heißt, der Agent macht für mich das Digitale und der Roboter macht für mich das Reale. Und die Veränderung durch Robotics sehen wir in einigen Ländern schon vor. Wir wissen also, der Markt wird wachsen. Und es gibt teilweise ganz einfache Beispiele. Ich war vor kurzem in England auf einem Health Event, also Gesundheit, und da wurde ganz einfach gefragt: Wenn du später alt bist und du hast – ich glaube, das heißt Inkontinenz, du pinkelst irgendwie ins Bett: Wer soll das sauber machen, ein Mensch oder ein Roboter? Was wäre dir lieber? Und ganz viele sagen, ein Roboter, weil dann ist es- Das ist ja keine soziale Verbindung. Das ist ja keine soziale Verbindung, genau. Ja, es ist nicht schlimm. Und dann würde irgendeiner sagen: Okay, es gibt jetzt diesen Roboter. Würdest du den und dann haben sie ja oder nein. Vielleicht würdest du dann sagen, für die unangenehmen Dinge vielleicht ja. Natürlich möchtest du die angenehmen Dinge, wie zum Beispiel Essen, noch mit einem Menschen machen. Ist ja logisch, weil dann Oxytozin fließt und wir Beziehungen haben. Aber einige Dinge können Maschinen machen. Und wir sehen in Asien, in Japan und so weiter und so fort, diese ganzen Roboter, die sich immer mehr die älteren Menschen kümmern. Wir sehen in China ganz viele Service-Roboter, die in Restaurants und so weiter arbeiten. Und der riesen Unterschied in Asien ist folgender, meiner Meinung nach: Dort wird die Innovation und der Roboter gefeiert. Und hier wird der irgendwie als Bedrohung gesehen und an den Rand gestellt und so weiter und so fort. Wir haben einfach die Tendenz, alles immer als Bedrohung zu sehen und nicht als Opportunität.
Joubin Rahimi
Würdest du dir einen Haushaltsroboter holen?
Dietmar Dahmen
Also eine super einfache Frage: Alle, die eine Kaffeemaschine haben, alle, die einen Roboter haben, der den Rasen mäht und alle, das ist einfach genau alles das Gleiche. Es geht einfach nur irgendwie weiter.
Joubin Rahimi
Also ich würde auch sofort zuschlagen, wenn man so was hat, wenn man so was hat, wie ein Küche aufräumen, all sowas.
Dietmar Dahmen
Was da das sehr Lustige ist, ist Ich kenne einen sehr guten Freund von mir, René Vogel. In der Schweiz hat viele Roboter und geht mit diesen Robotern auf die Bühne. Ich war mit einem Roboter von René auch schon auf der Bühne, ein humanoider Roboter. Der läuft herum, kann winken, schüttet einem die Hand und so weiter und so fort. Alles sensationell. René Vogel ist relativ bekannt und das heißt, dass einige Firmen kaufen sich einen Roboter und irgendwann wissen die nicht mehr, was sie mit dem machen sollen und schenken ihm dann den René. Das heißt also, die Vision, was man damit macht, kommt nicht an. Ich habe ein neues Tool und ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Das ist ein unfassbar erschreckendes Phänomen. Und ich glaube, das ist haargenau so, als ob du eben ein Bauer bist – weiß ich nicht, wann das war, 1920 oder wann das war oder '30 – und da kommt ein Traktor und einer gibt dir einen Traktor und du sagst: Nein, ich mache Pferd.
Joubin Rahimi
Verstehe ich nicht.
Dietmar Dahmen
Verstehe ich nicht. Also nicht einmal dieser minimale Einsatz, was kann man damit machen, passiert im Kopf. Furchtbar.
Joubin Rahimi
Okay, was können wir jetzt tun, so als Ausblick?
Dietmar Dahmen
Bei dem Roboter-Beispiel kann man, glaube ich, einige Dinge lernen. Das Erste ist konservativ formuliert: Kaufe dir nicht eine Lösung, wenn du nicht weißt, wofür. Also das heißt, im Prinzip solltest du wissen: Ich möchte diese Ziele erreichen. Also ich bin im Moment hier, ich muss dahin. Wie komme ich von hier nach da? Wie kann mir Digitalität helfen? Ähnlich, was du erzählt hast mit der Cat und der AI: Wie kann ich da im Prinzip auf Lösungen kommen, die schlau sind? Kauf dir nicht einfach nur eine Lösung und guck, was du dann damit machen kannst. Auf der anderen Seite machen Kinder genau das nur. Du gibst einem Kind ein Spielzeug und die kommen 100 pro darauf, was man damit machen kann. Und du kannst unserem Sohn einen Karton hinstellen und der kommt drauf, was er damit macht. Das heißt, du kommst einfach darauf: Sei spielerischer, sei innovativer, mach nicht immer nur das Vorhersehbare.
Joubin Rahimi
Und ich glaube, das ist ein super Appell an alle, die jetzt noch zugehört haben, genau das dann zu machen und sich nicht von Regularien bremsen zu lassen. Wie Kinder das ja auch nicht tun, sondern sie bauen dann halt den Pappkarton und machen ein Haus draus oder ein Auto und so weiter.
Dietmar Dahmen
Ja, absolut.
Joubin Rahimi
Insofern, wenn ihr Fragen habt, postet ihr einfach direkt unter unseren Beitrag oder schreibt uns an. Danke Dietmar für diesen globalen Überblick und die Sichtweise drauf.
Dietmar Dahmen
Gerne.
Joubin Rahimi
Das ist immer wieder erfrischend. Und wir freuen uns schon, dass ihr bestimmt bei der nächsten Folge auch wieder reinschaltet. Danke.
Dietmar Dahmen
Okay, ciao, ciao, ciao.
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